Erstmals seit Bekanntwerden seiner Selbstanzeige hat sich Bayern-Präsident Uli Hoeneß in einem Interview mit der „Zeit“ detailliert zu den Vorwürfen der Steuerhinterziehung zu Wort gemeldet.

München. Der wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung in das Visier der Staatsanwaltschaft geratene Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, hat sich jetzt erstmals umfassender zu den Vorwürfen gegen seine Person geäußert. In einem Interview mit der „Zeit“, aus dem die Online-Ausgabe am Mittwoch Auszüge veröffentlichte, schloss Hoeneß Verbindungen seines Schweizer Kontos zum deutschen Fußball-Rekordmeister aus. „Dieses Konto war ganz allein Uli Hoeneß“, sagte der 61-Jährige. Nach seiner Selbstanzeige ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Hoeneß.

„Es ist eine Situation, die kaum auszuhalten ist. Ich schlafe sehr schlecht, ich schwitze sehr viel in der Nacht, was ich eigentlich gar nicht kenne“, sagte Hoeneß. „Ich wälze mich und wälze mich. Und dann wälze ich mich nochmal. Und denke nach, denke nach und verzweifle. Ich bin morgens auch manchmal schon eine Stunde nach dem Aufstehen völlig fertig.“

Der Bayern-Patriarch betonte: „Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch.“ Er wollen seinen Fehler „so gut wie möglich korrigieren“. Hoeneß räumte ein, mit seiner plötzlichen Rolle als Buhmann ein „großes Problem“ zu haben. „Ich fühlte mich in diesen Tagen auf die andere Seite der Gesellschaft katapultiert, ich gehöre nicht mehr dazu“, sagte er.

Eigentlich keine Strafverfolgung befürchtet

Der Bayern-Präsident zeigte sich überrascht vom Bekanntwerden seiner Selbstanzeige. Am 20. März, als die Staatsanwaltschaft vor der Tür seines Hauses am Tegernsee stand und es durchsuchte, habe sich sein Leben schlagartig geändert. „Da begann die Hölle für mich“, sagte Hoeneß. Bis dahin sei er davon ausgegangen, dass er keine Strafverfolgung zu befürchten habe.

Zudem reagierte Hoeneß auf die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich über ihren Sprecher „enttäuscht“ von Hoeneß gezeigt hatte. „Ich würde mir wünschen, dass ich irgendwann die Gelegenheit bekäme, der Bundeskanzlerin in einem persönlichen Gespräch zu erklären, wie es so weit kommen konnte, der ganze Mist“, sagte Hoeneß.

Einblicke in die Börsen-Spekulationen

Erstmals gab der Bayern-Macher auch Einblicke in seine Börsen-Spekulationen. „In den Jahren 2002 bis 2006 habe ich richtig gezockt, ich habe teilweise Tag und Nacht gehandelt, das waren Summen, die für mich heute auch schwer zu begreifen sind, diese Beträge waren schon teilweise extrem. Das war der Kick, das pure Adrenalin“, erklärte Hoeneß. Nach dem Platzen der Internetblase am Finanzmarkt habe er schwere Verluste eingefahren.

Der frühere Adidas-Chef Robert-Louis Dreyfus habe ihn mit Geld unterstützt. „So kamen die Millionen auf das Konto, es war immer klar, das war ein Konto zum Zocken, für nichts anderes“, sagte Hoeneß. Schließlich habe er aber zu viele Verluste gemacht und seine Aktivitäten an der Börse zurückgefahren.

Er halte sich nicht für krank, versicherte der frühere Nationalspieler. „Zumindest heute nicht mehr. Sollte ich vor Gericht müssen, erscheine ich dort nicht als kranker Mann. Ein paar Jahre lang war ich wohl nah dran. Aber inzwischen halte ich mich für kuriert“, erklärte Hoeneß.

Hoeneß lässt Zukunft als Bayern-Präsident offen

Hoeneß lässt seine Zukunft als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München indes offen – einen Rücktritt vor dem Champions League-Finale schließt er aber aus. „In so einer Situation ist man natürlich leicht geneigt, emotional zu reagieren. Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Person dem Verein schadet, werde ich Konsequenzen ziehen. Andererseits steht der Verein sportlich und wirtschaftlich so gut da wie nie zuvor – und daran habe ich auch einen großen Anteil. Auf keinen Fall werde ich vor dem Finale der Champions League zurücktreten“, erklärte der 61-jährige Clubchef in einem Interview der „Zeit“ (Donnerstag).

Hoeneß rechnet nicht damit, dass er auf der für kommenden Montag anberaumten Aufsichtsratssitzung gedrängt werden könnte, seine Ämter niederzulegen oder ruhen zu lassen. „Aus heutiger Sicht nein, aber ich kann die Entwicklung der nächsten Tage nicht voraussehen“, betonte er.