Ungewohnte Vorbereitung auf die Partie in Kasachstan. Angeschlagener Khedira kann spielen

Frankfurt. Besondere Spiele erfordern besondere Maßnahmen. Und so ist bei der deutschen "Zeitreise" zum WM-Qualifikationsspiel in Kasachstan am Freitag (19 Uhr/ZDF) alles anders. Bei Handballübungen oder dem Training auf dem ungewohnten Kunstrasen wird das den Spieler ebenso in jeder Sekunde bewusst wie beim Packen des Koffers für den Abflug am Donnerstag ins 4300 Kilometer entfernte Astana: Augenklappen und Ohrenstöpsel gehören dann zur Standardausrüstung, denn trotz fünf Stunden Zeitumstellung bleibt die Nationalmannschaft komplett im "europäischen Modus". Das bedeutet, dass die Stars ihre Uhren nicht umstellen und die fünf Stunden Zeitunterschied so gut wie möglich ignorieren - wie bereits 2010, als das Team von Joachim Löw in der EM-Qualifikation mit 3:0 in Astana gewann.

"Der Gesamteindruck war positiv", berichtete am Mittwoch DFB-Internist Tim Meyer: "Auch wenn es bei 20 Spielern normal ist, dass es nicht jeder gleich gut hinkriegt." Dennoch habe es keine Alternative gegeben, zumal das Spiel wegen der deutschen TV-Übertragung Ortszeit erst um 24 Uhr angepfiffen wird.

"Es gibt eine Faustregel: Eine Stunde Zeitumstellung erfordert einen Tag zur Anpassung", erklärte Meyer: "Und da wir nicht die Zeit hatten, fünf Tage vorher anzureisen und direkt danach wieder in die deutsche Zeit müssen, gab es nur diese Möglichkeit." Für einen oder maximal zwei Tage sei das durchaus möglich, erläuterte der Mediziner. Danach bekäme man "Probleme wegen des Hell-Dunkel-Rhythmus".

Per Mertesacker hofft deshalb, dass die Läden im Hotel gut verdunkelt sind. Und auch dass es nicht so laut ist wie vor zweieinhalb Jahren, als direkt vor dem Teamhotel gebaut wurde. Eine "Zeitreise" erfordert offenbar auch die Umstellung vor dem dritten deutschen Länderspiel der Geschichte auf Kunstrasen.

"Wir müssen uns einfach in die Jugend versetzen", sagte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger: "Da haben wir schließlich oft auf Kunstrasen gespielt."

Doch am Dienstagabend fuhr den DFB-Stars erst einmal der Schrecken in die Glieder: Ohne Einwirkung eines Mitspielers knickte Sami Khedira in der ersten Trainings-Einheit auf Kunstrasen um. "Ob Khediras Verletzung auf den Boden zurückzuführen war, ist spekulativ", sagte Teamarzt Tim Meyer, der am Mittwoch Entwarnung geben konnte. Khediras Bänder sind nicht gerissen, am Morgen trainierte er schon wieder voll mit.

Und wurde so gleich Teil einer ungewohnten Trainings-Einheit. "Die Kasachen stehen so eng wie eine Handball-Mannschaft. Deshalb haben wir auch Handball gespielt", erklärt Schweinsteiger schmunzelnd. Selbst im Heimspiel wird die laut FIFA-Rangliste siebtschwächste Mannschaft Europas nämlich extrem defensiv spielen. Aus diesem Grund und um das ungewohnte Springverhalten des Balles als unberechenbare Größe möglichst auszuschalten, standen im Training auf dem Kunstrasen vor allem einfache Passübungen auf dem Programm.

"Man muss den Ball flach halten und in den Fuß spielen. Wenn er hoch fliegt und runterkommt, wird er unheimlich schnell", sagte Bundestrainer Joachim Löw, der die Einheit mit kritischem Blick verfolgte und ungewohnt viel korrigierte.

"Es war am Anfang schon etwas ungewohnt. Der Ball springt natürlich anders", erklärte Schweinsteiger, der froh ist, "dass wir bei geschlossenem Dach spielen. Denn sonst würde der Ball bei Regen sehr flutschen."