Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Zeit heilt doch Wunden. Michael Ballack musste erst 36 Jahre alt werden, um über alte Streitigkeiten ein wenig altersmilde hinwegzusehen. Noch vor wenigen Monaten hätte niemand für möglich gehalten, dass der verdiente Nationalspieler, langjährige "Capitano", ewige Zweite und Watschenmann für Lukas Podolski den Bundestrainer bei seinem Abschiedsspiel dabeihaben will. Nun aber sandte Ballack am Donnerstag Friedenssignale in Richtung Jogi Löw: "Natürlich wird er eingeladen, trotz des nicht so optimalen Endes."

"Nicht so optimal" - eine nette Untertreibung für den Zoff, der den deutschen Fußball vor zwei Jahren erschütterte. Löw hatte seinem langjährigen Spielmacher kühl ausrichten lassen, seine Dienste würden nicht mehr benötigt. Wegen der Verstimmungen gab es auch kein offizielles Abschiedsspiel im DFB-Trikot.

Wenn nun der Fußball-Sachse am 5. Juni in Leipzig bei der Fußball-Show "Ballack and Friends" (live im MDR) seinen letzten großen Auftritt in kurzen Hosen hat, will er all jene dabeihaben, die Teil seiner Karriere waren. Also neben Fußballgrößen von Otto Rehhagel bis José Mourinho, von Didier Drogba bis Bastian Schweinsteiger eben auch Männer wie Philipp Lahm, der ihm einst frech die Kapitänsbinde entriss - und Löw. Aus Ballacks Sicht ist es Zeit für die Friedenspfeife.

Nur Kevin-Prince Boateng, der vor drei Jahren mit einem Tritt gegen Ballacks Knöchel dessen internationale Karriere beendete, wird keine Einladung erhalten. "Da bieten sich andere Spieler an", sagte Ballack. Grenzenlos ist die Vergebung nicht.