Eine Glosse von Alexander Laux

Von Wuppertal kennt man nicht viel außer der denkmalgeschützten Schwebebahn. Vielleicht vereinzelt noch die in Nordrhein-Westfalen entwickelte Redewendung "Über die Wupper gehen", die das - oftmals unfreiwillige - Ende eines Menschenlebens bezeichnet. Kaum noch in Erinnerung dürfte dagegen sein, dass der Wuppertaler SV Borussia einst deutsche Nationalspieler wie Horst "Schimmi" Szymaniak (und weniger ruhmreiche Akteure wie Erich Ribbeck) in seinen Reihen hatte und in den 70er-Jahren sogar einige Jahre in der Fußball-Bundesliga spielte.

Heute kickt der WSV nur noch in der Regionalliga West und hat wie viele andere Klubs mit argen finanziellen Problemen zu kämpfen. Deshalb wählt der Verein einen üblichen Weg: Er versucht seine Anhängerschaft anzuzapfen - und ruft seine Fans zur Blutspende auf. Ab dem 18. Februar erhalten die Wuppertaler für jede Portion roten Saft 40 Euro, die direkt in die Vereinsklasse fließen sollen, um die Lizenz und somit das Leben des Clubs zu retten. Wie kann man besser sein Herzblut für den Lieblingsclub zum Ausdruck bringen?

Ob die Vereinsbosse auf diese innovative Idee kamen, als sie mal wieder einen blutleeren Auftritt ihres Teams mit ansehen mussten, ist nicht verifiziert, aber wahrscheinlich. Wundern dürfen sie sich jedenfalls nicht, wenn sie in Zukunft völlig zu Recht als die Blutsauger des deutschen Fußballs bezeichnet werden. Zur Nachahmung darf diese Aktion aber nicht bedenkenlos empfohlen werden, schließlich ist vielen Anhängern anderer Clubs angesichts sportlicher Tristesse längst das Blut in den Adern gefroren.