Hoffenheims Ex-Nationaltorwart patzt beim 1:2 in Frankfurt erneut. Sein Club ist jetzt auf Rang 17

Berlin/Frankfurt . Selbst der Neue wollte da nicht aus der Reihe fallen. Die Hoffenheimer Kernbotschaft des Wochenendes trug Eugen Polanski mit reichlich Inbrunst vor: "Ich bin überzeugt, dass wir da rauskommen", sagte er. Er nickte anschließend, als müsse er das soeben Vorgetragene noch mal selbst verinnerlichen. Das sagte er zwar nicht, aber es wäre auch nur allzu verständlich gewesen. Am Freitag hatte Mittelfeldmann Polanski das erste Mal mit seinen neuen Mannschaftskollegen geübt, am Sonnabend bei Eintracht Frankfurt gab er sein Debüt für 1899. Polanski, der ehemalige Mainzer, spielte ordentlich. Hoffenheim verlor trotzdem mit 1:2 (0:1).

Es war die zwölfte Saisonniederlage. Erstmals seit dreieinhalb Monaten stehen die Hoffenheimer damit wieder auf einem direkten Abstiegsrang. Und dennoch übten sich alle Beteiligten in einer Mischung aus Durchhalteparolen, Überzeugung und Trotz. "Die Tabelle?", fragte etwa Manager Andreas Müller. "Es bringt nichts, die jetzt anzuschauen. Die werde ich nach dem 34. Spieltag ansehen." Auch Trainer Marco Kurz nannte es eine "Momentaufnahme", sprach von Glauben und Überzeugung, all dem Vokabular eben, das Verantwortliche in solch misslicher Lage gerne nutzen. "Es ist nicht der Zeitpunkt, um aufzugeben", sagte er noch. "Das wäre Quatsch. Wir schaffen das!"

Das alles klang sehr hübsch. Allein die Psychologie des Abstiegskampfes hat oft andere Facetten. Da werden sich häufende Niederlagen zu einer Spirale, aus der es oft nur schwer ein Entrinnen gibt. Hoffenheim ist seit neun Spielen ohne Sieg, nur zwei Zähler hat die Mannschaft seit Mitte November gesammelt. Vom ersten Nichtabstiegsrang trennen sie nun acht Punkte. In Frankfurt wurde seinem Team wieder einmal eine Standardsituation zum Verhängnis. Das 1:0 der Frankfurter durch Martin Lang (35.) hatte Kevin Volland in der 65. Minute ausgeglichen. Nur drei Minuten später aber bei einem Eckball der Frankfurter segelte Torhüter Tim Wiese unter dem Ball hindurch. Stefan Aigner traf zum 2:1.

"Das tut weh", sagte Müller. Er meinte das ganz generell, nicht auf Wiese bezogen, obwohl es nicht dessen erster Fauxpas war. Zwar war Wiese auch schon zu seiner Zeit in Bremen für den einen oder anderen kuriosen Patzer bekannt, seit er aber im Sommer nach Hoffenheim wechselte, scheint er jene Sicherheit, der ihn einst zum Nationaltorhüter machte, verloren zu haben. Kurz' Vorvorgänger Markus Babbel hatte ihn zu Saisonbeginn noch zum Spielführer ernannt, später dann aber auf die Bank strafversetzt. Kurz hob bei seiner Inthronisierung beides auf, Wieses Kapitänsamt, aber auch dessen Degradierung. "Er ist meine Nummer eins", sagt er. "Hoffenheim hat ein Torwartproblem", sagt dagegen Liga-total-Experte Thomas Strunz. Wieses Unsicherheit übertrage sich auf die Mannschaft.

In Frankfurt bekam Wiese wieder einiges an Hohn und Spott ab. Das mag nicht immer fair sein. Dennoch ist er zum Sinnbild der Krise geworden. Hoffenheims 43. Gegentor befeuerte jene Sichtweise. Da können sich Kurz und Müller noch so demonstrativ vor ihn stellen. Ob Wiese ein Unsicherheitsfaktor sei, wurde Müller gefragt. Er war genervt und beließ es bei einer Ein-Wort-Antwort: "Nein." Kurz befand gar: "Für mich hat er ein gutes Spiel gemacht."