Dortmund siegt in Bremen mit einem überragenden Mario Götze 5:0

Bremen. Als Letzter verschwand Nuri Sahin im Bauch des großen Dortmund Busses. Vorher noch schnell ein Foto gemacht mit zwei Fans, die auf ihn warteten, freundlich, entspannt. Dann ab nach Hause. DO DM-2011 setzte sich in Bewegung. Es dürfte gute Stimmung geherrscht haben Sonnabendnacht auf der Rückfahrt von Bremen auf der A 1. "Es war ein fantastischer Start in die Rückrunde, ein großartiger Abend", sagte Trainer Jürgen Klopp.

Es war eine Demonstration. Und eine Ansage.

5:0 (2:0) bei Werder Bremen. Meister Borussia Dortmund präsentierte sich an diesem eiskalten Abend im Weserstadion in einer Form, die zwangsläufig Erinnerungen an das Vorjahr hochkommen ließen. Elf Punkte mehr als Bayern München hatten die Dortmunder da in der Rückrunde gewonnen, zwölf Punkte beträgt jetzt der Rückstand auf die Bayern. Geht da doch noch was? "Die einzige Möglichkeit, eine positive Serie zu starten, ist ein solches Spiel", sagte Klopp, "aber ob es gelingt, werden wir erst in der Rückschau wissen."

Vor der Partie war die Stimmung noch wesentlich angespannter gewesen. Der Start in die Rückrunde musste gelingen, "bei einem spielstarken Gegner" (Klopp). Volle Konzentration war nötig, aber alles blickte auf Nuri Sahin, den verlorenen Sohn, heimgekehrt von missglückten Abenteuern in Madrid und Liverpool. Der Star der Meisterschaft 2011. Und der saß nun nur auf der Ersatzbank, als das Spiel begann? "Wie kann man nur so bescheuert sein, diese Frage zu stellen", herrschte Klopp einen Reporter von Sky an. Anschließend war er gnädiger und erklärte quasi en passant, welche Qualität sein Team inzwischen habe: "Wir sind eine so gute Mannschaft, mir fallen nicht viele Spieler ein, die neu zu uns kommen und sofort spielen würden."

Größte Effektivität bei den beiden Toren von Marco Reus (Freistoß, 9. Minute) und Mario Götze (19.), die mit den ersten beiden Torschüssen trafen. Danach vor der Pause Gedaddel mit Hacke-Spitze-eins, zwei, drei im Gefühl des sicheren Sieges, als sich überhebliche Inkonsequenz einschlich. "Wir hätten noch mehr Tore schießen können", sagte Reus, "aber es war auch gut, dass wir endlich mal zu null gespielt haben." Ein schneller Kopfballtreffer von Felipe Santana (48.) unmittelbar nach Beginn der zweiten Halbzeit, danach brach Werder völlig zusammen. Robert Lewandowski (81.) und Jakub Blaszczykowski (85.) sorgten für die höchste Bremer Heimniederlage seit einem 1:7 gegen Borussia Mönchengladbach vom 31. März 1987. Mit dabei damals war Thomas Schaaf. "Ich bin eben an allem beteiligt, aber das interessiert mich nicht", sagte der Werder-Coach, "ich bin wütend."

Gut sei die Vorbereitung gewesen, aber dann sei alles vergessen worden auf dem Platz. Mitspielen wollten die Bremer, kassierten keine gelbe Karte, standen stets zu weit vom Mann. Kuschelfußball. "Wir sind zurückgegangen, haben den Gegner gewähren lassen, das ist elementar", sagte Schaaf und kündigte an: "Die Mannschaft muss sich jetzt den Dingen stellen und Konsequenzen daraus ziehen. Wir werden die Fehler im Training intensiv bearbeiten." Am Sonntag steht schließlich das emotionale Nordderby beim HSV an. Nicht leicht. "Angst haben wir nicht, wir müssen das 0:5 aber schnell aus dem Kopf kriegen", sagte Kapitän Clemens Fritz, "heute haben wir jedenfalls gesehen, dass es so nicht reicht."

Jedenfalls nicht gegen einen BVB in dieser Verfassung. "5:0 in Bremen ist eine Hausnummer", sagte Ilkay Gündogan, "es war die pure Lust am Fußball." In der Winterpause hätten sie besonderen Wert auf das Gegenpressing gelegt, schnelle Balleroberung, Konter. "Wir haben Fortschritte gemacht", sagte der Nationalspieler. So kann man das wohl sagen. "Wenn wir ins Rollen kommen, wird es schwierig gegen uns", verkündete Klopp, "leider kommen wir so selten ins Rollen."

Seit Beginn der zweiten Halbzeit hatte sich Nuri Sahin hinter dem eigenen Tor warm gemacht. In der 84. Minute war es dann soweit. Mit einer "La Ola" feierten die BVB-Fans die Einwechslung des 24-Jährigen für Sebastian Kehl, ein kurzes Abklatschen mit dem Kapitän, dann stand er nach anderthalb Jahren wieder für Dortmund auf dem Platz und durfte auch gleich einen Freistoß ausführen. Nichts Spektakuläres, aber Dortmunds Qualität hat sich weiter vergrößert. "Wir haben keinen Zeitdruck, Nuri auch nicht", sagte Klopp, "wir wollten einfach den nächsten fantastischen Spieler haben." Nur sechs Minuten waren Sahin zunächst genug. Er war nur glücklich, wieder bei "seiner" Mannschaft zu sein. "Gänsehaut" habe er gehabt, sagte er: "Ich will niemanden verdrängen. Die Mannschaft funktioniert. Und ich hoffe, mit mir funktioniert sie noch besser."

Und dann verschwand er im Bus. Im Wissen, dass die Bayern diesen BVB wieder fürchten müssen.