Die Bundesliga freut sich sowieso, aber auch Guardiolas Ex-Kollegen aus Barcelona fühlen mit. Englands Presse ist dagegen enttäuscht.

München/Köln. Einen Tag nach der Bekanntgabe der Verpflichtung Josep „Pep“ Guardiolas zur nächsten Saison kann sich der deutsche Fußball-Rekordmeister Bayern München kaum vor Lobeshymnen auf den Transfer-Coup retten. Zahlreiche Funktionäre und Verantwortliche in der Fußball-Szene gratulierten den Münchnern zum spektakulären Coup, darunter auch Guardiolas Nachfolger beim FC Barcelona.

Dessen aktueller Trainer Tito Vilanova sprach auch der Bundesliga seinen Glückwunsch aus. „Ich freue mich, dass er in den Fußball zurückkehrt, noch dazu zu einem der ganz Großen des europäischen Fußballs. Ich denke, dass das auch gut für den deutschen Fußball ist“, sagte der 44-Jährige. Vilanova war vier Jahre lang Assistent von Guardiola bei Barca, den er im vergangenen Sommer beerbte.

„Ich weiß nicht, welche Optionen er hatte, aber ich bin sicher, dass er sich nicht falsch entschieden hat. Er konnte sich ja nicht falsch entscheiden, es waren ja sicher alles gute Möglichkeiten“, sagte Vilanova weiter: „Die Bayern haben vier Mal die Champions League gewonnen und verfügen über eine spektakuläre Infrastruktur und Mannschaft. Nein, er hat sich nicht falsch entschieden.“

Neben Vilanova äußerten sich weitere Vertreter des katalanischen Renommierklubs positiv über Guardiolas Entscheidung, seine Karriere in Deutschland fortzusetzen. Mittelfeldspieler Andres Iniesta findet es schlicht „gut“, sein Kollege Javier Mascherano meinte: „Das ist eine gute Nachricht für den Fußball. Ich weiß, dass für ihn das Sportliche stets über dem Finanziellen steht. Ich war sicher, dass er einen großen Klub übernehmen würde - und die Bayern sind das.“ Barca-Kapitän Carles Puyol sagte dagegen: „Mich kümmert nur, was hier passiert.“

Auch Bach gratuliert den Bayern

Auch DOSB-Präsident Thomas Bach gratulierte den Bayern zur Verpflichtung Guardiolas. „Respekt FC Bayern. Die Verpflichtung ist eine Bestätigung für die erstklassige Arbeit des Vereins und zeigt, welchen Stellenwert sich Bayern München sportlich und wirtschaftlich mittlerweile erarbeitet hat“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Mit der Entscheidung von Pep Guardiola für die Bayern wird deutlich, dass der Verein zu den besten Klubs der Welt zählt.“

+++ Kommentar: Ritterschlag für die Bundesliga +++

Für die Deutsche Fußball Liga hat der Guardiola-Coup internationale Auswirkungen. „Dass Pep Guardiola nach München kommt, spricht in erster Linie für das internationale Renommee des FC Bayern und die Perspektiven, die dieser Club einem Weltklasse-Trainer bieten kann“, sagte Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, am Donnerstag. „Zweifelsohne wirkt sich dies auch positiv auf die Wahrnehmung der Bundesliga in der Welt des Fußballs aus.“ Der deutsche Rekordmeister wird von der kommenden Saison an vom ehemaligen Starcoach des FC Barcelona trainiert.

Schon am Mittwoch hatte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem Bundesliga-Konkurrenten gratuliert: "Großes Kompliment an die Bayern, dass ihnen dieser Coup gelungen ist. Das tut der gesamten Liga gut, weil die ganze Welt beobachtet, dass es gelingt, solch einen Trainer nach Deutschland zu holen“, sagte Watzke dem Abendblatt

Englands Presse reagiert enttäuscht

Die spanische Zeitung El Pais schrieb: „Salto in die Bundesliga! Pep Guardiola geht zu den Kaisern des deutschen Fußballs.“ Die italienische Zeitung „Gazzetta dello Sport“ schrieb: „Der bayerische Beschluss ist das Ereignis des Jahres. Bayern München hat sich gegen monströse Konkurrenz behauptet.“ Der „Corriere della Sera“, ebenfalls aus Italien, befand: „Herr Pep! Jetzt werden wir wirklich feststellen können, ob Guardiola der beste Trainer der Welt ist. Wenn es eine Mannschaft gibt, die Barcelona ähnelt, ist es Bayern.“

Enttäuschung herrschte derweil in England, dessen Liga sich ebenfalls Hoffnung auf eine Verpflichtung Guardiolas gemacht hatte. „Auf Wiedersehen, Pep! Guardiola lässt die Premier-League-Klubs abblitzen und geht zum deutschen Riesen Bayern“, schrieb „The Sun“.

Die „Daily Mail“ meinte: „Guardiola ist der begehrteste Trainer der Welt - und er unterschreibt für drei Jahre bei Bayern. Ein krachender Schlag auch für andere Interessenten aus der Premier League. Der deutsche Gigant gewinnt.“ Und die „Independent“ schrieb: „Chelsea ist bloßgestellt - Guardiola unterschreibt bei Bayern. Abramowitsch muss sich anderswo nach einem Trainer umsehen.“

Verhandlungen zogen sich über Monate hin

Der Verpflichtung Guardiolas war ein gut sechs Monate langes Ratespiel vorausgegangen. Das erste Gerücht hatte es bereits am 18. Juni 2012 gegeben. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich Medienberichte, nach denen Bayerns damaliger Sportdirektor Christian Nerlinger sich bereits beim spanischen Pokalfinale am 25. Mai mit Guardiolas Bruder und Berater Pere getroffen hatte.

Am 21. Juni dementierte Pep Guardiola dann Berichte über Verhandlungen und erklärte: „Ich habe mit keinem Verein gesprochen und ich bin nicht bereit, mich jetzt zu binden.“ Am 10. Dezember folgten erneute Gerüchte über eine Verpflichtung Guardiolas. „Erst reden wir 2013 mit Heynckes“, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge daraufhin.

Im Rahmen der Fifa-Gala in Zürich am 7. Januar reagierte Guardiola schließlich ausweichend auf die Frage nach einem Engagement in München: „Es wäre respektlos, wenn ich zu einem Verein, der aktuell einen Trainer beschäftigt, konkret etwas sagen würde.“ Allerdings bestätigt der Spanier auch seine Rückkehr auf die Trainerbank in Sommer.

Das letzte große Gerücht hatte dann „Sky Italie“ verbreitet. Nach Informationen des TV-Senders vom 15. Januar sollte Guardiola eine Entscheidung zugunsten der Bayern getroffen haben. Rummenigge wollte die Meldung nicht kommentieren: „Ich kann dazu nur sagen, dass wir die gesamte Situation immer sehr souverän gehandhabt haben.“

Die Auflösung folgte letztlich am 16. Januar: Exakt um 16.49 Uhr bestätigt der FC Bayern die Mediengerüchte, dass der 41 Jahre alte Guardiola einen Vertrag bis 2016 unterschrieben hat und die Nachfolge von Jupp Heynckes antreten wird.