Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Willi Lemke ist bislang kaum als Frauenversteher in Erscheinung getreten. Vom Aufsichtsratsvorsitzenden des Fußballbundesligaklubs Werder Bremen sind Zitate überliefert wie "Das beste Trainingslager ist eine Frau - die eigene natürlich." Und doch hätte Lemke beinahe Historisches vollbracht. Auf der Suche nach einem Nachfolger für den abtrünnigen Geschäftsführer Klaus Allofs will er auch über eine "weibliche Lösung" nachgedacht und sogar "ernsthaft "mit einer Dame" gesprochen haben.

Leider klappte es dann doch nicht. Die üblichen Verdächtigen sind doch wieder nur Männer. Leider sagte Lemke nicht, was letztlich den kleinen Unterschied ausmachte, sondern nur: "Es gibt wunderbare und großartige Frauen auch im Bereich des Fußballs." Ach ja.

Ob er Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus meinte, die Männer nach ihrer Pfeife tanzen lässt, oder Silvia Neid, die mit den DFB-Frauen Titel sammelt, Steffi Jones, die eine WM organisierte, und Katja Kraus, die beim HSV im Vorstand saß? Dennoch weiß Lemke: Der Profifußball ist und bleibt ein exklusiver Männerzirkel, vergleichbar mit einem englischen Herrenklub, zu dem Frauen auch keinen Zutritt haben. Eine der letzten Inseln, auf denen Männer noch Männer sein dürfen. Da hat Angela Merkels Besuch in einer Kabine voller halb nackter Nationalspieler auch nicht weitergeholfen.

Klar gehen immer mehr Frauen ins Stadion. Doch die Werbung - für Autos, Bier oder Banken - bleibt Männersache. Dabei gäbe es genug Frauenthemen, denken Sie nur an die Frisur von Mario Gomez.