Der Platzverweis für Franck Ribéry gegen Augsburg scheidet sogar an der Säbener Straße die Geister. Bayern-Boss erinnert an „Lex Dortmund“.

Augsburg/München. Die Pokalhürde in Augsburg haben die Bayern erfolgreich genommen, doch nach dem 2:0 (1:0)-Sieg im Achtelfinale bei den Schwaben beschäftigt den deutschen Fußball-Rekordpokalsieger vor allem eine Personalie: Franck Ribéry. Der Franzose war zu Beginn der zweiten Hälfte der umkämpften Partie nach einer Tätlichkeit gegen Augsburgs Südkoreaner Ja-Cheol Koo durch Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer mit glatt Rot vom Platz gestellt worden.

Zunächst war es der Nationalspieler Frankreichs, der Koo nach einem Zweikampf mit einem kleinen Tritt verärgerte. Der Südkoreaner drehte sich wütend um, griff Ribery ins Gesicht. Dieser revanchierte sich wiederum mit einem leichten Schlag in das Gesicht von Koo. Kinhöfer zückte sofort die Rote Karte.

Rummenigge erinnert an „Lex Dortmund“

Doch an der Schwere des Vergehens des Bayern-Stars scheiden sich an der Säbener Straße die Geister. Während Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge einen Freispruch Ribérys durch den DFB fordert, wertet Trainer Jupp Heynckes den Platzverweis seines Mittelfeldspielers als durchaus vertretbar.

„Das war keine Rote Karte. Und ich erwarte da auch, dass man beim DFB entsprechend - genauso wie es die Lex Dortmund gegeben hat – einsieht, dass es keine Rote Karte war“, sagte Rummenigge nach dem Viertelfinal-Einzug der Bayern. „Ich erwarte gleiches Recht für alle, wie es so schön heißt.“

Rummenigge spielte damit auf die Rote Karte von Dortmunds Marcel Schmelzer aus dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg an, als der BVB-Profi fälschlicherweise wegen eines Handspiels vom Platz gestellt worden war. Da der damals verantwortliche Schiedsrichter Wolfgang Stark nach dem Spiel eine Fehleinschätzung eingestand und der BVB Einspruch einlegte, kam Schmelzer schließlich ohne Sperre davon.

Ribérys Platzverweis sah auch Sportvorstand Matthias Sammer als nicht gerechtfertigt an. „Ich hätte sie nicht gegeben. Wir haben von der ersten Sekunde an darauf hingewiesen, dass der Gegenspieler Franck permanent provoziert hat. Ich finde, so was muss man immer im Gesamtzusammenhang mit erkennen“, befand Sammer. „Ich finde, es ist keine Rote Karte für Franck Ribéry – oder ein bisschen für beide. Das hat mich ein bisschen erzürnt.“

Heynckes und Schweinsteiger kritisieren Ribéry

Trainer Jupp Heynckes bewertete den Platzverweis aus der 47. Minute dagegen als „vertretbar“. „Er ist provoziert worden von Koo, das sieht man“, sagte er. „Aber die Rote Karte ist vertretbar. Das muss man objektiv zugestehen, das darf so einem Klassespieler nicht passieren. Ich kritisiere die Entscheidung des Schiris in keinem Fall.“ Kritik an der Reaktion Ribérys äußerte auch Mannschaftskollege Bastian Schweinsteiger. „Das darf Franck nicht passieren. Aber wenn man provoziert wird, ist es nicht einfach“, sagte Schweinsteiger.

Für Ribéry war die Rote Karte von Augsburg im sechsten Jahr bei den Bayern wettbewerbsübergreifend der vierte Platzverweis. Zuvor war der durchaus als „Enfant terrible“bekannte Mittelfeldspieler in der Bundesliga zweimal mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden. Die folgenschwerste Karte hatte der Franzose 2010 gesehen: Durch Rot im Champions-League-Halbfinale gegen Olympique Lyon verpasste Franck Ribéry das spätere Finale gegen Inter Mailand.

Sollte der DFB Wiederholungstäter Ribéry nach dem Aussetzer von Augsburg nun für drei Pokalspiele aus dem Verkehr ziehen, dürfte der Franzose im Fall einer Bayern-Qualifikation für Berlin erneut nur als Zuschauer zu einem großen Finale reisen.

Die Statistik

Augsburg: Manninger - Philp, Callsen-Bracker, Klavan (79. Bance), Ostrzolek - Ottl (84. Musona) - Baier, Oehrl - Koo, Werner - Mölders. - Trainer: Weinzierl

München: Neuer - Lahm, van Buyten, Dante, Alaba - Timoschtschuk (58. Martinez), Schweinsteiger - Shaqiri, Toni Kroos (73. Thomas Müller), Ribery - Gomez (58. Mandzukic). - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)

Tore: 0:1 Gomez (26.), 0:2 Shaqiri (85.)

Zuschauer: 30.660 (ausverkauft)

Beste Spieler: Baier, Mölders - Neuer, Dante

Rote Karten: Ribery nach einer Tätlichkeit (47.)

Gelbe Karten: Philp, Koo, Mölders - Dante, Alaba, Timoschtschuk, Toni Kroos