Der FC Schalke 04 trennt sich nach dem jüngsten Tiefpunkt gegen Freiburg von Trainer Huub Stevens. U-17-Coach Jens Keller übernimmt vorerst.

Gelsenkirchen. Das Trainerkarussell der Fußball-Bundesliga wird mit Abschluss der Hinrunde noch einmal angeschoben: Nach seinem Absturz auf den siebten Platz in der hat sich Schalke 04 Coach Huub Stevens getrennt. Einen Tag nach der 1:3-Heimpleite gegen den SC Freiburg entband der Champions-League-Achtelfinalist den 59-jährigen Niederländer von seinen Aufgaben. Vorerst übernimmt der bisherige U-17-Coach Jens Keller. Der Schwabe ist laut Clemens Tönnies ausdrücklich keine Interimslösung und soll mindestens bis zum Saisonende Trainer der Königsblauen bleiben. Das sagte der Aufsichtsratsvorsitzende im Sport1-Interview. Für 13 Uhr hat Schalke eine Pressekonferenz angekündigt.

Die Entscheidung, die laut Vereinshomepage „im persönlichen Gespräch mit Huub Stevens im beiderseitigen Einvernehmen“ fiel, trafen die Verantwortlichen am Sonntagmorgen in einer Unterredung mit dem Übungsleiter. Sie sei allen Beteiligten „angesichts der großen Verdienste, die sich der 59-Jährige um den Verein erworben hat, alles andere als leicht gefallen“. Auch Co-Trainer Markus Gisdol wurde freigestellt.

Stevens hatte seine zweite Schalker Amtszeit als Nachfolger des an einem Burnout erkrankten Ralf Rangnick am 27. September 2011 begonnen und die Königsblauen als Tabellendritte in die Champions League geführt. Nach dem besten Saisonstart seit 41 Jahren holten die Gelsenkirchener aus den letzten acht Spielen jedoch nur noch fünf Punkte. In den letzten sechs Partien blieben die „Königsblauen” sogar sieglos.

Stevens hatte noch einen Vertrag bis zum Saisonende. Er hatte den Verein aus Gelsenkirchen bereits vom 9. Oktober 1996 bis zum 30. Juni 2002 trainiert. Sein größter Erfolg war der Gewinn des UEFA-Pokals 1997. Zudem holte er mit dem Team zweimal den DFB-Pokal. Wegen dieser Triumphe wählten ihn die Fans des Clubs 2004 zum „Jahrhunderttrainer“.

In der Bundesliga betreute der Holländer unter anderen auch den HSV (2006/07). Die Trennung von Stevens ist der dritte vorzeitige Trainerwechsel in der laufenden Bundesliga-Saison. Zuvor mussten Felix Magath beim VfL Wolfsburg und Markus Babbel bei 1899 Hoffenheim gehen.

Dramatische Vize-Meisterschaft schweiste zusammen

Spätenstens nach der erneut schwachen Leistung der Mannschaft am Sonnabend gegen Freiburg war so gut wie klar, dass Stevens das Ende seines bis zum Saisonschluss laufenden Vertrages nicht mehr erleben würde. „Ich muss meine Gedanken sammeln. Dann müssen wir sehen, wie wir das Pokalspiel am Dienstag gewinnen“, sagte Heldt und ließ offen, ob Stevens gegen Mainz noch auf der Bank sitzen wird: „Wir müssen das in Ruhe analysieren.“

Stevens schloss zu diesem Zeitpunkt einen freiwilligen Rückzug aus: „Ich habe einen Vertrag bis zum Ende der Saison und will diesen auch erfüllen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich bei den Spielern nicht mehr ankomme.“ Wenige Stunden später war Hubertus Jozef Margaretha Stevens, dem Schalke mehr zu verdanken hat als den meisten seiner anderen Trainer, entlassen.

Eine der schwärzesten Stunden des Vereins aus dem Revier schweißten Stevens und die Knappen nur noch mehr zusammen: Am 19. Mai 2001, in den dramatischen vier Minuten, in denen alle Zuschauer im Parkstadion dachten, die Schale käme nach 43 Jahren endlich wieder „auf Schalke“. Doch dann erzielte der Bayern-Spieler Patrik Andersson noch ein Tor beim Hamburger SV, und Schalke war ein Jammertal - mal wieder.

Im vergangenen Jahr sprang Stevens in der Not ein, nachdem Ralf Rangnick burnoutbedingt im September 2011 plötzlich zurückgetreten war. Auf Anhieb führte er die Schalker in die Champions League und dort in der laufenden Spielzeit auch souverän als Gruppensieger ins Achtelfinale. Doch nach einem sehr guten Saisonstart verlor die Mannschaft immer mehr den Faden - und mit ihr Stevens.

Der Coach, der zu Beginn seiner zweiten Amtszeit in Gelsenkirchen locker und gelöst wirkte und nichts mehr gemein zu haben schien mit dem „Knurrer von Kerkrade“, verfiel wieder in die alten Muster. Kaum eine Pressekonferenz verging, in der er sich nicht mit einen Journalisten anlegte. Nun ist seine Ära auf Schalke endgültig zu Ende.