Bayern und Dortmund spielen um die Nummer eins im Land

München. 71 000 Zuschauer werden im Stadion dabei sein, in 203 Ländern sind Livebilder zu sehen - die Erwartungen an den Bundesliga-Gipfel zwischen Rekordmeister Bayern München und Titelverteidiger Borussia Dortmund an diesem Sonnabend (18.30 Uhr/Sky) sind groß. "Es ist schwer, da überhaupt noch Superlative zu finden", meinte Bayern-Trainer Jupp Heynckes angesichts des Trubels um die Partie. Doch die Beteiligten halten sich mit großspurigen Sprüchen zurück.

Sogar der forsche Bayern-Präsident Uli Hoeneß schlägt diesmal ruhigere Töne an: "Der Druck ist auch so schon groß genug", sagte Hoeneß. "Es kocht in Uli Hoeneß, es brodelt", verriet der mit dem Präsidenten befreundete frühere Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld den "Ruhr Nachrichten".

Immerhin geht es für den Herbstmeister darum, nach zwei Jahren ohne Titel, zuletzt vier Bundesliga-Niederlagen in Serie und einer demütigenden 2:5-Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen den BVB, die nationalen Machtverhältnisse wieder zurechtzurücken, von Schwarz-Gelb zurück zu Rot. "80 Prozent der Spieler, die bei Bayern sind, haben die vergangenen beiden Jahre mitgemacht und von Dortmund auf den Sack bekommen", sagte Nationalspieler Thomas Müller. "Das wollen wir natürlich umdrehen." Torwart Manuel Neuer sagte: "Es ist an der Zeit, gegen Dortmund zu gewinnen. Es geht um die Nummer eins im deutschen Fußball."

Die Vorzeichen beim Prestigeduell der "beiden Ausnahmeteams", wie Heynckes die Mannschaften nennt, sind klar. Bei einem Sieg hätte der FC Bayern, der fünf der letzten sechs Duelle gegen die Borussia verlor, bereits 14 Punkte Vorsprung auf den großen Rivalen - die Titelverteidigung für Dortmund wäre Utopie. Deshalb befänden sich die Münchner, so Heynckes, "in einer sehr privilegierten Situation". Bayerns französischer Nationalspieler Franck Ribéry behauptet allerdings: "Das Spiel ist für uns noch ein bisschen wichtiger." Kapitän Philipp Lahm nennt es "eine Partie wie ein großes Champions-League-Spiel". Sportvorstand Matthias Sammer freut sich über die Aussagen: "Wir sind immer am besten, wenn wir unter Druck stehen. Deswegen wollen wir unter Druck stehen." Überbewerten will Sammer das Spiel aber nicht: "Es ist kein Finale. Ein Finale ist leben oder sterben." Heynckes weiß, dass in einem "intensiven Spiel kleine Details entscheiden" werden.

Dortmunds Trainer Jürgen Klopp stapelt trotz seiner herausragenden Bayern-Bilanz tief: "Es wird für uns ein schwieriges Spiel. Die Bayern spielen ihre eigene Saison."

Der BVB kann zwar wieder auf Mats Hummels, Mario Götze und Ilkay Gündogan bauen, muss aber auf Kapitän Sebastian Kehl (Kapselentzündung im Knie) verzichten. Bei den Bayern wird Bastian Schweinsteiger, "ein wichtiger Baustein" in Heynckes' System, in die Startelf zurückkehren. Er war beim 2:0 in Freiburg nicht im Kader, um vor dem Schlager gegen den BVB keine Gelbsperre zu riskieren. Fehlen wird nach wie vor Superstar Arjen Robben wegen eines Muskelfaserrisses. Mario Gomez soll als Joker auf der Bank sitzen. Das Stürmer-Duell zu Beginn heißt: Mario Mandzukic kontra Robert Lewandowski - mit jeweils neun Treffern führen sie die Bundesliga-Torjägerliste an.

Jürgen Klopp weiß, dass die Bayern "gieriger und galliger" sind als in den letzten von Dortmund gewonnenen Duellen. Der Trainer sprach von einer großen Herausforderung, meinte aber dennoch: "Wir haben uns gedacht: Wir fahren trotzdem mal hin."