Manager Klaus Allofs arbeitet von heute an für den VfL Wolfsburg. Einen neuen Trainer sucht er nicht

Bremen. Keine Tränen, keine Umarmung, keine Blumen - die ganz großen Emotionen blieben am Ende des Wechsel-Wirrwarrs aus. Ein kühler Händedruck beendete nach 13 Jahren die Ära von Klaus Allofs bei Werder Bremen. Während des 48 Minuten andauernden Medienverhörs zum spektakulärsten Managerwechsel der Bundesliga-Geschichte hatten Allofs und Bremens Aufsichtsratschef Willi Lemke jeden Augenkontakt vermieden. Ungewöhnlich frostig wurde Allofs nach Wolfsburg verabschiedet. Dort tritt er heute seine Arbeit an.

"Wahrscheinlich hätte es nur meine Frau geschafft, mich noch einmal umzustimmen", sagte ein sichtlich gelöster Allofs. Zwar sei er in Bremen nicht unzufrieden gewesen, aber mit dem Angebot aus Wolfsburg "musste ich mich einfach beschäftigen. Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem ich noch einmal eine neue Herausforderung suchen möchte." Der Abschied soll dem 55-Jährigen zudem mit der Verdopplung seines Gehalts auf rund drei Millionen Euro versüßt werden. Als Nachfolger sind Allofs' bisheriger Assistent Frank Baumann und der ehemalige HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer, derzeit beim russischen Klub Zenit St. Petersburg unter Vertrag, im Gespräch. Lemke rief seinem scheidenden Geschäftsführer und Sportdirektor pflichtbewusst einige warme Worte hinterher: "Wir verlieren ein Herzstück des Vereins." Er bestätigte aber, nicht groß um Allofs gekämpft zu haben: "Ich habe keine Chance gesehen, ihn umzustimmen." Das Verhältnis zwischen den beiden Alphatieren gilt trotz gegenteiliger Behauptungen seit einigen Jahren als vergiftet.

Allofs hatte sich in der Nacht zum Mittwoch mit Wolfsburg über einen Kontrakt bis 2016 geeinigt, danach verständigten sich die Klubs über die Ablösemodalitäten. Laut Lemke zahlt Wolfsburg keine Ablöse, sondern entschädigt Werder über ein verbessertes Sponsoring. Insgesamt lässt sich VW seinen neuen Fußballmanager auf diesem Weg rund vier Millionen Euro kosten. Sein entlassener Vorgänger Felix Magath war in Wolfsburg zugleich Trainer. Diese Ämterhäufung soll es beim Meister von 2009 nicht mehr geben.

Allofs erinnerte bei seinem Abschied an die "außergewöhnliche Zeit", die er in Bremen erlebt habe. Um Werder brauche sich auch heute niemand zu sorgen. "Ich hinterlasse keinen Scherbenhaufen." Allerdings musste Allofs zuletzt einen Rekordverlust von 13,9 Millionen Euro verantworten. Zudem hatte die einstige "Spürnase der Liga" bei Transfers seinen Riecher verloren. In Bremen war Allofs nicht mehr unumstritten, weshalb Werder über den Wechsel nicht unglücklich ist.

Bei den Niedersachsen ist die Freude auf Allofs dagegen groß. Vor allem alte Weggefährten aus Bremer Zeit begrüßten den Transfercoup. "Er ist gut für das Team, versteht viel von Fußball und ist einer der besten Manager der Liga", sagte Wolfsburgs Spielermacher Diego, den Allofs 2006 in die Bundesliga geholt hatte. Auch Abwehrspieler Naldo war zuversichtlich: "Er hat gut in Bremen gearbeitet und viele Topspieler nach Bremen geholt", sagte der Brasilianer. Naldo hatte von 2005 bis 2012 unter Allofs für Bremen gespielte, ehe er in diesem Sommer zum VfL wechselte. Einen neuen Trainer will Allofs in Wolfsburg zunächst nicht suchen: "Wir haben in Lorenz-Günther Köstner einen Trainer - das Thema stellt sich also nicht."