Dortmund schlägt Real, Schalke bezwingt Arsenal: Die Clubs aus dem Revier geben den Takt in der Champions League vor. Die Sternstunden bescheren glänzende Perspektiven für den Einzug in das Achtelfinale.

Düsseldorf. Der Ruhrpott rockt die Champions League. Für den deutschen Fußball-Meister Borussia Dortmund und den Revier-Nachbarn Schalke 04 sind die Perspektiven nach dem dritten Spieltag glänzend. Der BVB bezwang Real Madrid um Ausnahmefußballer Cristiano Ronaldo 2:1 (1:1), Schalke siegte bei Arsenal London 2:0 (0:0). Beide Bundesligisten erlebten echte Sternstunden und haben als Gruppenerste beste Chancen auf den Einzug in das Achtelfinale.

Der Meister aus Dortmund sorgt nach zwei ernüchternden Jahren auf internationaler Bühne für Furore. Das königliche 2:1 (1:1) über die „Königlichen“ aus Madrid veranlasste selbst strenge Kritiker zu Lobeshymnen. Es passte ins Bild von einem denkwürdigen Fußball-Abend, dass ausgerechnet der zuletzt von Bundestrainer Joachim Löw kritisierte Marcel Schmelzer euphorisch gefeiert wurde. Mit leuchtenden Augen ließ der Torschütze den magischen Moment in der 64. Minute Revue passieren: „Gegen Real zu gewinnen und dann noch den Siegtreffer zu erzielen, davon habe ich schon als Kind geträumt.“

Als die meisten seiner Mitstreiter längst auf dem Heimweg waren, gab der ansonsten eher wortkarge Schmelzer noch immer bereitwillig Interviews. „Schlafen kann ich heute ohnehin nicht“, kommentierte der Nationalspieler den Coup der Borussia, die wie schon beim 1:1 drei Wochen zuvor bei Manchester City eine berauschende Show bot. BVB-Trainer Jürgen Klopp nutzte gleich das erste Interview nach dem Spiel beim Sender „Sky“ zu einem Seitenhieb Richtung Löw. „Was Marcel heute gespielt hat, war von einem anderen Stern. Glückwunsch an Deutschland so einen Linksverteidiger zu haben.“

Dank Schmelzer steht die Borussia in der Champions League – anders als in der Bundesliga – prächtig da. Selbst der zwischenzeitliche Ausgleich durch Cristiano Ronaldo (38.) nur 128 Sekunden nach der Führung von Robert Lewandowski warf sie nicht aus der Bahn. Die imposante Ausbeute des Gruppenersten erfüllte Fußball-Lehrer Klopp mit Stolz: „Das ist ein wichtiger Fingerzeig. Es ist wichtig zu wissen, dass es auch international geht – auch wenn einem das nicht im Drei-Tage-Rhythmus gelingt.“

Selbst der zweimalige Champions-League-Gewinner und als arrogant geltende José Mourinho zollte dem starken Meister aus Dortmund Respekt. Der Real-Coach hatte zwar „kein Spiel von hoher Qualität“, aber einen starken Gegner gesehen: „Die Borussia hat ähnliche Qualitäten wie Real“, lobte der Portugiese den Kontrahenten, der am vergangenen Wochenende durch die 1:2-Pleite gegen Schalke einen herben Dämpfer verkraften musste.

Der Schalker Höhenflug hielt auch in London an. Die Königsblauen war reif genug für die Insel und traten mit drei nicht unbedingt einkalkulierten Punkten im Gepäck die Heimreise an. Die Profis wollten den ersten Schalker Europapokal-Sieg auf englischem Boden zumindest ein wenig genießen. „Wir spielen Samstag schon wieder, da muss alles im Rahmen bleiben. Aber ein Radler können wir sicher trinken“, meinte Kapitän Benedikt Höwedes.

Auch der Halb-Engländer Lewis Holtby geriet ins Schwärmen - Schalke hatte als erstes ausländisches Team seit Inter Mailand im September 2003 (3:0) die Londoner Festung erstürmt. „Traumhaft, wie die Mannschaft gespielt hat. Traumhaft, wie die Fans uns nach vorn gepeitscht haben. Ganz Schalke lacht in dieser Woche“, plauderte Holtby ausgelassen. „Arsenal ist ja keine Hammerwerfer-Truppe“, sagte der deutsche U 21-Kapitän – und gönnte sich mit seiner englischen Familie „noch einen Pint“.

Bei den Verlierern herrschte dagegen Tristesse. Auch Lukas Podolski war geknickt. Zwar sorgte der Ex-Kölner vor der Pause auf der linken Seite gelegentlich für Gefahr, konnte sein neues Team aber nie mitreißen. „Es war eigentlich ein 0:0-Spiel. Aber wir haben es versäumt, einen Punkt einzufahren“, meinte „Poldi“, fand Schalkes Erfolg aber wie alle anderen Protagonisten am Ende okay: „Wenn man sich so wenig Chancen herausspielt und nur einmal auf das Tor schießt, hat man es nicht verdient, zu gewinnen.“

Einen „Knipser“ der Marke Klaas-Jan Huntelaar, der Schalke (76.) in Front schoss, könnte der 13-malige England-Meister derzeit auch gut gebrauchen. Doch der Niederländer bringt seine Qualitäten auf Schalke ein. Ebenso wie sein immer besser werdender Teamkollege Ibrahim Afellay, der in der 86. Minute den Arsenal-K.o. nach toller Vorarbeit von Jefferson Farfán besiegelte.