Eine Glosse von Alexander Laux

Fast nichts macht beim Fußball so viel Spaß, wie Prognosen zu erstellen, sei es über Meisterschaft oder Abstieg, die Verweildauer von Trainern (und Sportchefs) oder den weiteren Karriereverlauf von Spielern. Als beispielsweise der Italiener Mario Balotelli die handzahmen deutschen Löwen im EM-Halbfinale mit seinen beiden Toren im Alleingang erlegte, ging seine Tarzan-Siegerpose um die (Smartphone-)Welt, inklusive hübscher Erweiterungen mit Ballettröckchen. Einmütige Vorhersage danach: Ein neuer Superstar in Diensten von Manchester City ist geboren. Auf einen schnellen Aufstieg des Kölners Lukas Podolski bei Arsenal London wollte nach dessen närrischer EM indes kaum noch jemand wetten.

85 Tage später, vor dem Duell der Klubs der beiden Angreifer in der Premier League, reibt man sich die Augen: Während Podolski mit drei Toren in drei Spielen auf dem Weg zum Publikumsliebling ist und sogar Interviews auf Englisch gab, die kein Material für Comedyshows hergaben, saß Balotelli beim 2:3 der "Citizens" in der Königsklasse bei Real Madrid auf der Tribüne. Sein Trainer Roberto Mancini stört sich offensichtlich an der Freizeitgestaltung seines Stürmers, der gern auch zu nächtlicher Stunde auf Ball-Jagd geht - und dabei mit Glimmstängel ertappt wurde.

Und die Moral von der Geschichte? Vorhersagen über den Fußball treffen noch weit unzuverlässiger ein als Prognosen über das Wetter oder Aktien. Zur Beruhigung sei angemerkt: Ja, auch im Fußball gibt es Fixpunkte. Welche? Dass Rafael van der Vaart den HSV zu einem Sieg über Dortmund führt, die Hamburger am Ende der Hinrunde einen Europacup-Rang belegen und Trainer Thorsten Fink im Winter seinen Vertrag vorzeitig bis 2018 verlängert, mag wie eine kühne Behauptung klingen. Aber man muss nur fest genug daran glauben. Wie Podolski nach der EM.