Vor dem WM-Quali-Spiel gegen die Färöer fordert der DFB-Trainer mehr Aggressivität

Barsinghausen. Ein Hauch von Sepp Herberger schwang mit, als Joachim Löw das Rittergut Eckerde bei Barsinghausen betrat. Mit einem dunkelblauen Trainingsanzug und blauen Trainingsschuhen ganz im Retro-Look eingekleidet, machte der 52-Jährige nicht nur Werbung für die neue Modelinie des Deutschen Fußball-Bundes. Er diente auch bestens als Symbol vor dem Start in die WM-Qualifikationsrunde (Freitag in Hannover gegen die Färöer und Dienstag in Wien gegen Österreich, 20.45 Uhr, beide ZDF live): Die Basisarbeit auf dem Platz hat begonnen.

Als Lehre aus der Aufarbeitung der EM-Endrunde in Polen und der Ukraine nahm Löw mit, dass das taktische Verhalten der DFB-Auswahl nach Ballverlust aggressiver sein muss: "Gerade dann müssen wir eine größere Aktivität entwickeln." Es gelte, ein hohes Pressing zu üben, also (ähnlich wie Dortmund) weit in der gegnerischen Hälfte zu attackieren: "Wir geben anderen Mannschaften noch zu oft die Chance, ihr Spiel aufzuziehen und lassen uns fallen, hier haben wir Defizite." Außerdem würde sein Team die Offensivaktionen noch nicht mit der nötigen Konsequenz zu Ende führen, Insofern darf der harmlose Weltranglisten-154. von den Schafsinseln am Freitag als Sparringspartner bezeichnet werden, bevor es in der WM-Qualifikationsgruppe C neben Österreich auch noch gegen Irland (12.10.), Schweden (16.10.) und Kasachstan (22.3.) geht.

"Natürlich wollen wir die ersten beiden Spiele gewinnen, aber die Qualifikation wird kein Selbstläufer", warnt Löw naturgemäß vor Arroganz oder Selbstüberschätzung. Doch Gefahren sind in den ersten Tagen der Vorbereitung nicht erkennbar: "Ich spüre unter den Spielern den Erfolgshunger."

Interessant aus HSV-Perspektive: Der Bundestrainer verkündete, dass Philipp Lahm erneut die Position wechselt und künftig (wie bei den Bayern) auf der rechten Abwehrseite verteidigen wird. Als Linksverteidiger hat Löw Marcel Schmelzer fest eingeplant: "Er ist bei uns angekommen, ich gehe davon aus, dass er so gute Leistungen bei uns abruft wie bei Dortmund." Heißt: Sollte es Dennis Aogo gelingen, sein Formkrise zu überwinden und mit Top-Leistungen auch wieder beim DFB anzuklopfen, hätte er nicht Lahm als unüberwindbaren Konkurrenten vor sich, sondern "nur" noch Schmelzer. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass eher wieder René Adler die Chance bekommt, das DFB-Trikot zu tragen, da Aogo am Dienstag selbst zugab, dass ihm die "mentale Frische" fehle.