Die Meisterfavoriten haben die Jubiläumssaison der Bundesliga mit Siegen begonnen. Der Stuttgarter Stürmer verschoss einen Elfmeter.

Stuttgart/Düsseldorf. Bas Dost war etwas ungeduldig. „Ich werde jetzt erst mal mein Telefon holen“, sagte der Angreifer des VfL Wolfsburg, „und dann werde ich meine Eltern und meine Freunde anrufen.“ Es gab eine frohe Botschaft in die Heimat zu übermitteln: Gleich in seinem ersten Spiel in der Fußball-Bundesliga hatte er ein Tor erzielt, es war das entscheidende zum 1:0 (0:0) beim VfB Stuttgart, und es fiel erst in der 90. Minute. „Es fühlt sich gut an“, sagte Dost.

Und ein bisschen Drama war auch noch dabei: Keine zwei Minuten vor dem Treffer des 23 Jahre alten Niederländers war Vedad Ibisevic zum Foulelfmeter für Stuttgart angetreten. Das Spiel, bis dahin ein intensiver „Abnutzungskampf“, wie VfB-Trainer Bruno Labbadia sagte, schien nun entschieden: Doch erst parierte Diego Benaglio, und den Nachschuss drosch Ibisevic am Tor vorbei (88.). „Ich hatte das Ding auf dem Fuß“, klagte der Bosnier. Er fühlte sich nicht gut.

Dost dagegen wirkte aufgekratzt. „Das Leben eines Stürmers ist einfach“, erläuterte er, „du kriegst eine Chance, und dann musst du scharf sein.“ In der niederländischen Ehrendivision nutzte er in der abgelaufenen Saison in 34 Spielen 32 Chancen, der VfL zahlte danach sieben Millionen Euro Ablöse an den SC Heerenveen. Als „Glücksfall“ bezeichnete Trainer Felix Magath den Torjäger nach dem Spiel, sagte aber auch: „Er tut sich schon noch schwer in der Bundesliga.“

+++Bayern an der Spitze, Frankfurt schlägt Leverkusen+++

Dost war am Sonnabendabend einer von fünf Neuen, die Magath neben Rückkehrer Diego und dem Eigengewächs Robin Knoche aufgeboten hatte. Es sei klar, dass noch nicht alles klappe, sagte der Trainer beinahe entschuldigend - doch dafür traten die Wolfsburger schon erstaunlich geschlossen auf. In der Tat beteuerte auch Magath: „Ich bin mit dem ganzen Spiel zufrieden.“ Die Sicherheit, die seiner Mannschaft jetzt noch fehle, „die kommt mit solchen Erfolgen“.

So unsicher wirkte der VfL Wolfsburg gegen den gewiss nicht schlechten VfB Stuttgart aber nicht. Eher wie eine Mannschaft, die viel Luft nach oben hat. Einzeln betrachtet gilt das auch für Diego. Irgendwie hat sich Magath mit dem von Atletico Madrid heimgekehrten Brasilianer ausgesöhnt, jedenfalls sagte er: „Wir können uns auf ihn freuen“, Diego wolle ja zurück in die Nationalmannschaft. „Aber“, auch das sei festzuhalten, „da muss er besser spielen.“

Beim VfB Stuttgart schauten sie verständlicherweise ziemlich unglücklich drein nach dem unglücklichen Verlauf der letzten drei Spielminuten. „Es tut mir leid für die Jungs, sie haben einen großen Aufwand betrieben“, sagte Sportdirektor Fredi Bobic, er betonte am Sonnabendabend kurz vor Mitternacht aber auch: „Das Spiel muss morgen weg sein“, sprich: abgehakt sein. „Wir werden“, behauptete Bobic, „irgendwann genau auf diese Art ein Spiel gewinnen.“

Zeit zum Rumjammern hat der VfB Stuttgart ohnehin nicht. Am Dienstag bereits spielt er bei Dynamo Moskau (18.00 Uhr/Kabel eins) um den Einzug in die Gruppenphase der Europa League - nach dem 2:0 im Hinspiel, übrigens durch zwei Tore von Ibisevic, könnte das klappen.

Doch am Horizont ist auch das nächste Bundesliga-Spiel schon klar zu erkennen, auch wenn noch keiner hinsehen will: Sonntag, in München, beim FC Bayern. Kein Gegner, den man sich nach einer Heimniederlage im nächsten Saisonspiel wünscht.

Bayern souverän, HSV desolat


Das ist ganz nach dem Geschmack der Bayern. Der Rekordmeister darf wieder von oben auf den großen Rivalen Dortmund schauen. Souverän mit 3:0 entledigte sich das Münchner Top-Ensemble der Aufgabe bei der SpVgg Greuther Fürth, dem 52. Neumitglied der Eliteklasse. „Jetzt müssen wir nicht jeden Tag in den Gazetten lesen, dass wir dem BVB wieder hinterherlaufen“, sagte Thomas Müller, Torschütze zum 1:0. Mario Götze bewahrte den Titelverteidiger im Eröffnungsspiel der 50. Bundesligasaison mit dem Siegtreffer zum 2:1 gegen Werder Bremen vor einem misslungenen Start. „Dieses Tor war eine Befreiung“, meinte der Matchwinner.

Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf kehrten mit bemerkenswerten Erfolgen zurück: Die Hessen entzauberten Europa-League-Starter Bayer Leverkusen beim 2:1. Neuzugang Martin Lanig machte eine Woche nach dem 0:3 im DFB-Pokal in Aue den Erfolg in der 82. Minute perfekt. Den Rheinländern glückte nach mehr als 15 Jahren Erstligaabstinenz durch den Doppel-Torschützen Dani Schahin ein 2:0 bei Vorjahresaufsteiger FC Augsburg – „ein Feiertag für ganz Düsseldorf“, sagte Schahin.

In Hamburg mussten sich die HSV-Profis Pfiffe ihrer Anhänger anhören. Das 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg war nach der Pokalpleite von Karlsruhe wohl der letzte Beweis: Das noch nie abgestiegene Liga-Gründungsmitglied gehört 2012/2013 zu den Kandidaten mit Gefährdungspotenzial. Trainer Thorsten Fink will dem trotzen: „Ich werde nicht müde, an die Mannschaft zu glauben.“ Marcell Jansen konterte: „Wir machen keinen Schritt nach vorn“ – glasklare Kritik! Teams wie Nürnberg oder Freiburg mit wesentlich geringeren Etats als Hamburg „machen es uns vor“, klagte der ehemalige Nationalspieler.

Borussia Mönchengladbach gelang eine erfolgreiche Europapokal-Generalprobe vor dem Rückspiel um die Königsklassen-Teilnahme einen Tag später in Kiew: Juan Arangos Zauber-Freistoß zum 2:1 (79.) gegen 1899 Hoffenheim entlockte Lucien Favre ein dickes Kompliment. „Das hat er fantastisch gemacht“, kommentierte der Borussia-Chefcoach das Kunststück des Venezolaners, der die „unmögliche Lücke“ fand.

Insgesamt war der Auftakt in die Jubiläumssaison friedlich. Nur Christian Streich und Thomas Tuchel waren beim 1:1 zwischen Freiburg und Mainz nicht ganz so entspannt. Im Kabinengang ging es lautstark her. „Wieso kommst du zehnmal und zeigst mir die Faust? Irgendwann geb’ ich dir nicht mehr die Hand“, brüllte Tuchel, dem der gestenreiche Kollege Streich auf die Nerven gegangen war. Danach wollten beide Trainer von Ärger nichts mehr wissen: „Da war nichts“, lautete die deckungsgleiche Antwort auf bohrende Nachfragen. Beide sind eigentlich miteinander befreundet

Mit Material von sid und dpa