Wien/Berlin. HSV-Neuzugang Paul Scharner, 32, der erst Ende vergangener Woche in Hamburg unterschrieben hatte, hat seinen Ruf als "eigenwilliger" Profi erneut bewiesen. Nach einer Meinungsverschiedenheit mit Trainer Marcel Koller hatte er das Teamhotel der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft verlassen. Nur wenige Stunden vor dem Anpfiff des Freundschaftsspiels der Österreicher in Wien gegen die Türkei (2:0. Tore: Kavlak/2., Ivanschitz/6., Foulelfmeter) reiste der Verteidiger aus dem Quartier ab. Scharner hatte zuvor eine Schlüsselrolle für die Testpartie in Wien und die WM-Qualifikation gefordert.

"Paul hat zuletzt zweimal von Beginn an gespielt. Gerade in der Innenverteidigung haben wir aber einige Möglichkeiten, weshalb ich noch einmal etwas anderes probieren will", erklärte Koller. "Da er dies nicht akzeptieren konnte, hat er sich entschlossen, nach Hause zu fahren."

Scharner widersprach dieser Darstellung: "Schon bei meiner Ankunft in Österreich war den Medien zu entnehmen, dass ich gegen die Türkei und auch in Zukunft nicht mehr spielen werde. Ich habe dann das Gespräch mit Koller gesucht. Er hat mir bestätigt, dass er trotz meiner guten Leistungen zuletzt auf andere Spieler setzen wird. Mich hat er in den Mannschaftsrat beordert, weil ich das Team pushen und führen sollte. Für diese Rolle stehe ich nicht zur Verfügung. Das kommt der Funktion eines Trainers gleich. Koller hat daraufhin die Aussage gemacht, dass ich unter ihm nicht mehr spielen werde. Daher habe ich die Mannschaft verlassen. Dann kann ich mich besser mit voller Kraft dem HSV widmen", sagte Scharner.

Koller ist nicht der erste Teamchef, mit dem Scharner Probleme hat. 2006 rief er bei Nationaltrainer Josef Hickersberger an und sagte diesem, dass er bis auf Weiteres nicht mehr im Team spielen wolle, weil er das Gefühl habe, der Nationalelf nicht helfen zu können. Auch mit Joachim Löw geriet er aneinander. Im Herbst 2003 wollte Löw als Austria-Trainer Scharner gegen den Grazer AK rechts im Mittelfeld bringen. Der damals 23-Jährige verweigerte die Einwechslung - weil er im zentralen Mittelfeld spielen wollte.

Länderspiele: Schweden - Brasilien 0:3, England - Italien 2:1, Frankreich - Uruguay 0:0, Belgien - Niederlande 4:2, Kroatien - Schweiz 2:4, Dänemark - Slowakei 1:3, Norwegen - Griechenland 2:3, Bulgarien - Zypern 1:0, Luxemburg - Georgien 1:2, Ukraine - Tschechien 0:0, Ungarn - Israel 1:1, Mazedonien - Litauen 1:0, Montenegro - Lettland 2:0, Albanien - Moldau 0:0, Slowenien - Rumänien 4:3, Estland - Polen 1:0, Wales - Bosnien-Herzego. 0:2, Serbien - Irland 0:0, Nordirland - Finnland 3:3, Tunesien - Iran 2:2, Schottland - Australien 3:1