Bundestrainer Löw holt gegen Argentinien erstmals nach einem Turnier keine Debütanten

Frankfurt am Main. Als sich am Tag eins nach dem Löwschen Donnerwetter im Quartier der deutschen Nationalmannschaft die Aufregung ein wenig gelegt hatte, wurde doch tatsächlich der Blick für das Wesentliche geschärft. So versuchte Sami Khedira unmittelbar vor dem ersten Nach-Europameisterschafts-Spiel gegen Argentinien darzulegen, warum es bei der EM nicht zum großen Wurf gereicht hatte: "Wir waren einfach nicht geil genug", sagte der Madrilene, der damit die fehlende Erfolgsbesessenheit seiner Mannschaft im entscheidenden Spiel gegen Italien gemeint haben dürfte.

Etwas detaillierter dürfte die Analyse von DFB-Trainerausbilder Frank Wormuth ausgefallen sein, der Bundestrainer Joachim Löw seine schriftlichen Erkenntnisse rechtzeitig vor dem Neustart der Nationalmannschaft in Frankfurt hat zukommen lassen. Das wichtigste - und auch überraschendste - Ergebnis: Laut Statistik habe Deutschland bei der EM besser gespielt als allgemein angenommen. So berichtete Löw nicht ohne Stolz, dass die EM-Werte in puncto Ballbesitz, Laufpensum, Präzision und Ballgewinn sogar besser waren als die WM-Daten von 2010. Lediglich die Effektivität seines Teams habe die Erwartungen nicht erfüllt. 5,6 Torschüsse, so stand es in Wormuths Bericht, benötigte die DFB-Auswahl in Südafrika für ein Tor, in Polen und der Ukraine führte nur jede zehnte Chance zu einem Treffer.

Beim Neustart nach der EM, das scheint die Quintessenz aus dem Zahlenwerk zu sein, will Löw zunächst mal alles beim Alten belassen. Erstmals nach einem Turnier verzichtete der Bundestrainer im ersten Test der Saison auf die Nominierung eines Debütanten. In den 18-Mann-Kader berief Löw 16 EM-Teilnehmer und mit Marc-André ter Stegen sowie Julian Draxler zwei Spieler aus dem erweiterten EM-Aufgebot. Beim 2:2 gegen Dänemark nach der WM 2010 hatte er noch Sascha Riether und Marco Reus erstmals berufen, beim 2:0 gegen Belgien nach der EM 2008 debütierte Serdar Tasci und beim 3:0 gegen Schweden im Anschluss an die WM 2006 durfte sich Manuel Friedrich über einen Einsatz freuen.

Statt auf neues Personal will Löw künftig verstärkt auf seine alte Strategie setzen, die er nur besser umgesetzt haben will. Sein Team soll früher, intensiver und aggressiver verteidigen, Vorbild seien die Spanier. Aber auch das ist: nichts Neues.