Nach der heftigen Kritik an ihm und seiner Verletzung am Sprunggelenk muss der Stürmer um seinen Stammplatz bangen

München. Erst die Hoeneß-Schelte, dann die Sprunggelenksverletzung: Für Stürmer Mario Gomez von Fußball-Bundesligist FC Bayern München ist die Saisonvorbereitung bislang mehr als unerfreulich verlaufen. Der 27-Jährige musste heftige Kritik von Vereinspräsident Uli Hoeneß einstecken, verpasst wegen einer bevorstehenden Operation den Saisonstart und muss zum ersten Mal unter Trainer Jupp Heynckes um seinen Stammplatz fürchten.

Denn nach den ersten Testspieleindrücken von den Zugängen des Sommers sagt Heynckes: „Die Neuen haben mich nicht nur überzeugt, sondern sogar begeistert.“ Mario Mandzukic ist einer der Neuen, die der Trainer hervorhebt – ein Stürmer. Der kroatische Nationalspieler untermauerte mit einer starken Leistung beim 1:0 gegen den Hamburger SV während des „Liga-total-Cups“ seine Ambitionen. Für Mandzukic ist klar: „Ich habe mich bislang überall durchgesetzt und bin überzeugt, dass ich es auch hier schaffe.“ Dahinter lauert Claudio Pizarro, ebenfalls ein Neuer und mit 160 Toren Rekord-Ausländer in der Bundesliga. Da kann der Weg zurück für Gomez schon ein weiter sein.

Durch seinen Ausfall von wohl sogar mehreren Wochen, deutet derzeit vieles auf Mandzukic in der Startformation hin. Für Bayern ist damit die unliebsame Diskussion um die Qualitäten von Gomez vorerst vom Tisch. Doch ohnehin haben Hoeneß' Kritik („Gomez ist gut, aber nicht sehr gut, sonst wären wir jetzt Champions-League-Sieger“) und Sammers Konter („Der Präsident hat alle Rechte. Aber so wirklich hat uns das nicht gefallen“) keine bleibenden Schäden hinterlassen.

Mit seiner Antwort auf die präsidiale Schelte hat Sammer vielmehr verdeutlicht, dass er entschlossen ist, die Spieler öffentlich zu schützen – und nebenbei auch sein Verhältnis zu Heynckes gestärkt. Mit Hoeneß unterhielt er sich nach dem Sieg gegen den HSV noch in der Kabine, wie auch sonst das gesamte Wochenende im Norden über ein regelmäßiger Austausch zwischen den beiden Wortführern herrschte.

Auf Gomez hingegen muss das Gerede über seine Person dennoch unwirklich erscheinen. Er hat in seinen zurückliegenden 20 Champions-League-Spielen 20-mal getroffen, zählt in der Bundesliga seit Jahren zu den besten Torjägern – und sieht sich dennoch immer wieder Kritik ausgesetzt. Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge meint allerdings, dass Gomez das wenig zusetzt: „Ich glaube nicht, dass Mario sensibel ist.“ Bereits unter dem Trainer Louis van Gaal musste er sich durchsetzen, saß nach starkem Saisonbeginn aber nur auf der Bank, da van Gaal trotz guter Trefferquote Gomez' Spiel nicht gefiel. Zu ungelenk, lautete das Urteil. Gomez kämpfte sich zurück in die Mannschaft und gilt bei den Bayern seither – und spätestens nach der Demission van Gaals – als gesetzt.

Zwar musste er sich in der vergangenen Spielzeit selbst nach drei Toren gegen den 1. FC Kaiserslautern von Hoeneß anhören, dass er noch Raum nach oben habe. Doch so heftig wie zuletzt hatte der Präsident ihn noch nicht kritisiert. Franz Beckenbauer äußerte gar die Meinung, Gomez könne mit einer anderen Spielweise doppelt so viele Tore erzielen. Es scheint, als seien die Tage von Gomez als Alleinunterhalter in Bayerns Sturmzentrum gezählt. Denn seine Konkurrenz ist stark und die Ansprüche an ihn sind immens - vielleicht so hoch, wie nie zuvor.