Hamburg. HSV-Sportdirektor Frank Arnesen hat die Einführung technischer Hilfsmittel im Fußball als "längst überfällig" bezeichnet. Schon bei der WM 2010 saß Arnesen beim Spiel Deutschland gegen England inmitten von deutschen Fans, als beim Stand von 2:1 das nichtgegebene Tor für England fiel. "Die sagten alle: Der Ball war nicht drin! Ich entgegnete: Seid ihr blind? Jetzt ist das Gleiche der Ukraine passiert", sagt Arnesen. "Deshalb finde ich die Einführung sinnvoll, sie nimmt Druck von den Schiedsrichtern, ist ein echtes Hilfsmittel. Und die Überprüfung wird nicht lange dauern, nur einige Sekunden."

Das Fifa-Regelkomitee Ifab hatte am Donnerstag grünes Licht für die Einführung technischer Systeme gegeben, die dem Schiedsrichter anzeigen, ob der Ball die Torlinie überschritten hat. Dabei sollen sowohl das bereits beim Tennis erprobte Hawk-Eye zur Überwachung der Torlinie (Torkamera) als auch der Chip im Ball zum Einsatz kommen. Arnesen sprach sich für ein einheitliches System aus: "Darüber muss man sich jetzt Gedanken machen und die Möglichkeiten vorstellen. Qualität vor Geschwindigkeit." Zur neuen Saison werde eine Einführung sicher nicht machbar sein, meint der HSV-Sportchef. Liga-Präsident Reinhard Rauball (Borussia Dortmund) schließt das ebenfalls aus, vor der Spielzeit 2013/2014 sei "absolut nichts möglich".

Auch St. Paulis Trainer André Schubert begrüßt die Entscheidung: "Der Chip im Ball ist super! Ich bin für alle technischen Hilfsmittel im Fußball, die zu keiner Verzögerung führen und einhundertprozentig machbar und zuverlässig sind. Das sind die Voraussetzungen. Ein Fernsehbeweis würde da keinen Sinn machen."

Hannover-96-Präsident Martin Kind glaubt, dass die Klubs die Aufrüstung selbst bezahlen müssen. "Die Anschaffungskosten werden letztlich die Vereine übernehmen müssen. Alles andere halte ich für unrealistisch." Je nach System soll die Installation bis zu 300 000 Euro kosten.

"Das ist die richtige Entscheidung", sagt auch Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs, "ich bin allerdings dagegen, andere Entscheidungen wie beim Abseits oder bei Foulspiel mit technischen Hilfsmitteln zu bewerten. Das würde den Charakter des Spiels doch zu sehr verändern."

Der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Hellmut Krug begrüßt die Einführung ebenfalls: "Vor allem wird mit der Technik Druck von den Schiedsrichtern und den Assistenten genommen, weil die Entscheidungen mit menschlichem Auge manchmal nicht zu treffen sind."

Und Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp bringt es auf den Punkt: "Wenn ein Spieler ein Tor schießt, finde ich es ganz praktisch, wenn es dann auch gilt."