Die EM neigt sich dem Ende, doch zwei Schlüsse aus der Berichterstattung darf man bereits ziehen. Erstens: TV-Moderatoren sehen selten gut aus, wenn sie geblendet vom Restlicht des Tages Texte in die Kamera sprechen. Und zweitens: Weniger Fußball als bei dieser EM war nie. Nicht auf dem Platz, da ging es munter zu wie eh und je. Aber auf den Fernsehschirmen. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, jemals weniger vom tatsächlichen Geschehen auf dem Rasen gesehen zu haben als in den vergangenen drei Wochen.

Es gibt Zeitlupen von gefoulten Spielern, von foulenden Spielern, von Spielern, die sich mit schmerverzerrtem Gesicht auf dem Rasen wälzen, von Spielern, die ihr Tor feiern oder nach ihrem Torjubel die Haare legen. Es gibt Nahaufnahmen von Spielern, die ihre Stutzen richten, die Schnürsenkel binden, nach einer vergeigten Chance ausatmen oder in den Himmel schauen. Und was ist mit Fußball?

Bei Deutschland gegen Italien waren es 10:33 Minuten Zeitlupe. Hinzu kamen unzählige Nahaufnahmen, Trainerstudien und Bilder bunt bemalter Fans (gibt es noch andere?). Totalen helfen dem Zuschauer zu verstehen, wie sich im heutigen Fußball Abwehrreihen verschieben, wie sich ein Angriff schon in der Innenverteidigung aufbaut. Nahaufnahmen helfen der Uefa, die einen materiellen Mehrwert daraus zieht, wenn Spieler immer mehr zu Marken werden. Wer Gewinner und Verlierer dieses Spiels sein wird, kann man ahnen. Der Zuschauer ist es nicht.