Ein Kommentar von Alexander Laux

Dass Spieler und Zuschauer gewaltig aneinandergeraten, ist kein Novum. Berühmtestes Beispiel ist Manchester Uniteds Idol Eric Cantona, der 1995 einen Fan, der ihn zuvor beleidigt hatte, mit einem Kung-Fu-Tritt niederstreckte. Äußerst selten ist dagegen der Vorfall, der sich in den Niederlanden im Pokal zwischen Amsterdam und Alkmaar abspielte. Als Torwart Esteban Alvarado von einem auf den Platz gelaufenen Ajax-Hooligan attackiert wurde, trat er mehrfach zu, auch als der Fan am Boden lag. Alvarado sah Rot, sein Team verließ daraufhin geschlossen den Platz.

Diskutiert wurde am Tag danach hauptsächlich darüber, ob die Fifa-Regeln, die den Platzverweis rechtfertigen, sinnvoll sind. Der Verband annullierte die Rote Karte am Freitag schließlich. In den Hintergrund rückte, dass die Lust an der Gewalt nach der Partie zwischen Ajax-Anhängern und der Polizei ihre Fortsetzung fand. Es gab Verletzte und Festnahmen.

War der Fall Cantona noch eher ein exotisches Momentum, so kann der Fall Alvarado als Symbol für eine gefährliche Entwicklung herhalten. Europaweit entfremden sich Protagonisten und Begleiter zunehmend vom Kern des Sports und von seinen Idealen, die dazu führten, dass sich so viele Menschen damit identifizieren konnten. Gehen dem Fußball jedoch Werte wie Respekt und Fairness verloren und wird die Gewalt zum ständigen Begleiter, wird er auf Dauer auch seine Magie verlieren.

Der Angriff eines Fußballfans auf Torhüter Esteban Alvarado auf abendblatt.de/alkmaar