Bremens Claudio Pizarro drehte mit seinen drei Treffern noch die Partie gegen Köln nach einem 0:2-Rückstand

Bremen. Als Claudio Pizarro auf den Fernseher sah, der in den Katakomben des Bremer Stadions über ihm hing, geriet selbst der sonst so redselige Peruaner ins Stocken. Bei bester Bildqualität konnte er sich noch einmal jedes seiner drei Tore anschauen, die er für Werder Bremen beim 3:2-(0:2-)Sieg gegen den 1. FC Köln erzielt hatte. Mit seinen Treffern in der 49., 54. und 83. Minute hatte er seinen zweiten Hattrick nach 1999 erzielt und die Rheinländer quasi im Alleingang besiegt. "Ich bin in der Form meines Lebens", sagte der 33 Jahre alte Angreifer, lachte und ergänzte: "Es ist unglaublich, im Moment treffe ich einfach alles. Spielerisch bin ich nicht besser als früher, aber ich mache jetzt mehr Tore."

Allerdings waren die Lobeshymnen dem "Mann des Spiels" diesmal nicht so wichtig. Die Dramaturgie passte ihm nicht. Und damit stand der als Bremer Lebensversicherung gepriesene Toptorjäger nicht allein da. Die schnelle Führung der Kölner durch Christian Clemens (3. Minute) und das 2:0 von Lukas Podolski (45.) ärgerten Werder-Trainer Thomas Schaaf, der es mit Galgenhumor versuchte: "Wir wollen auch mal einen langweiligen Sieg erleben. Anscheinend ist das nicht möglich."

Was dem HSV unter dem neuen Trainer Thorsten Fink in der Bundesliga dreimal in Folge passiert ist, ist bei Werder schon fast zur Routine geworden, mit feinen Unterschieden hinsichtlich der Ergebnisse: Im zwölften Spiel dieser Saison war die Bremer Mannschaft zum neunten Mal in Rückstand geraten und hatte das Spiel zum fünften Mal noch für sich entschieden. Schaaf sagte: "Wir haben wieder hohen Unterhaltungswert geboten und sind im Ranking damit ganz oben. Aber ich muss das als Trainer nicht haben."

Dennoch erfreute sich auch Schaaf am tollen Auftritt seines Stürmers. "Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, dass Claudio im Alter immer besser wird", sagte er. Auch Kapitän Clemens Fritz schwärmte: "Worte reichen nicht mehr aus, um zu beschreiben, wie wertvoll Claudio für uns ist. Er ist der beste Stürmer der Liga." Mit Pizarro avancieren die Hanseaten momentan zu einem Spitzenteam, weil der Peruaner regelmäßig an der richtigen Stelle im Strafraum steht. Mittlerweile hat er schon elf Saisontore erzielt.

Offen ist allerdings, wie lange der Stürmer noch für Bremen auf Torejagd geht. Am Saisonende läuft sein Vertrag aus. Er beinhaltet aber eine Option bis 2013, wie Geschäftsführer Klaus Allofs bestätigte. "Der Vertrag läuft noch ein weiteres Jahr, kann jedoch von jeder Partei gekündigt werden. Aber Claudio fühlt sich in Bremen sehr wohl, und deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er bei uns bleibt." Allofs blockte nach dem Erfolg über Köln auch mögliches Interesse anderer Vereine ab. "Dieses Fass machen wir gar nicht erst auf", sagte Allofs. "Claudio ist nicht zu haben."

Vor der Saison hatte der Südamerikaner selbst für Spekulationen um seine Person gesorgt, nachdem er erklärt hatte, dass er für sich keine Zukunft in Bremen sehe, sollte Werder auch in der kommenden Spielzeit nicht international spielen. Werder weiß um das Problem. Noch eine Saison ohne Europacup-Einnahmen können sich die Norddeutschen nicht leisten - insbesondere in Bezug auf das Gehalt von Claudio Pizarro, der jährlich rund vier Millionen Euro in Bremen verdienen soll und seinen Wert Woche für Woche unter Beweis stellt. Nur eine Kleinigkeit verhinderte ein für ihn perfektes Wochenende: Hengst Black Arrow, der ihm zusammen mit seinem Kollegen Tim Borowski gehört, lief beim renommierten, mit 50 000 Euro dotierten Herzog von Ratibor-Rennen auf der Galopprennbahn in Krefeld nur auf Rang zwei.