Die Münchner wollen in Neapel den Grundstein für das Achtelfinale in der Champions League legen

Neapel. Obwohl starker Nebel in München die Landung des Sonderflugs LH 2570 in Neapel am Montag um fast eine Stunde verzögert hat, erwarteten Hunderte italienischer Fußballfans den deutschen Rekordmeister am Flughafen. Die Euphorie um die Bayern vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag (20.45 Uhr) beim SSC Neapel war so gewaltig, dass eine Hundertschaft der Polizei die Mannschaft um Kapitän Philipp Lahm zum Mannschaftsbus eskortieren musste. Ein Verkehrsstau war die Folge, sodass das Team auf den letzten Metern zum Hotel „Vesuvio“ nur im Schritttempo vorankam.

Bayern-Linksverteidiger Diego Contento, dessen Familie aus Neapel stammt, hat die Mannschaft allerdings in seinem Erfahrungsbericht auch auf diese Besonderheit eingestellt – die Begeisterung war also keine große Überraschung für die Spieler.

Dass die Bayern vor den 60.000 Fans im Stadion San Paulo sportlich überrascht werden, damit rechnet nach zwölf Spielen ohne Gegentor und dem 4:0 zuletzt gegen Hertha niemand bei den Verantwortlichen, wenngleich Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge betont, „die Mannschaft von Neapel unter keinen Umständen zu unterschätzen.“ Er fügt aber selbstbewusst hinzu: „Wir wollen auch nach den beiden Spielen gegen Neapel noch Gruppenerster sein.“

Und wenn die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes mit dieser Souveränität in Abwehr und Angriff weiterspielt, dann dürfte dieses Teilziel schnell erreicht sein. „Wir dürfen aber nicht abheben und arrogant werden“, sagte Rummenigge. Heynckes weiß aus eigener Erfahrung, dass die Mannschaft in Neapel „eine heißblütige, aber keine feindselige Anhängerschaft“ erwartet. Er war 1989 Coach des FC Bayern, der im Halbfinale des UEFA-Cups Neapel unterlegen war. Diese Partien seien aber nicht mehr im Kopf. „Wir spielen heute einen anderen, einen außergewöhnlichen Fußball.“

Hinzu kommt: der SSC Neapel, der in der vergangenen Saison an seine über 20 Jahre zurückliegende Glanzzeit mit Diego Maradona anknüpfte, spiele nicht wie eine typische italienische Mannschaft. „Sie sind sehr laufstark, aggressiv und emotional“, skizziert Heynckes Neapels Spielphilosophie.

Allerdings ging die Generalprobe der Italiener am Samstag mit einem 1:2 gegen den FC Parma gründlich daneben. Es war die erste Heimniederlage seit dem 17 April. „Wir müssen die Niederlage schnell aus den Köpfen bekommen. Schließlich warten nun die Bayern auf uns, und das ist eine große Herausforderung“, sagte der SSC-Trainer Walter Mazzari.

Trotz der guten Vorzeichen sprechen alle Bayern-Spieler von einem „schweren Spiel“ in Neapel. „Sie haben super Einzelspieler“, sagte Thomas Müller. „Wir werden hinten stark gefordert sein.“ Der Nationalspieler fügte aber in seiner nonchalanten Art hinzu: „Aber nach vorne geht bei uns immer etwas.“

Thomas Müller widerspricht Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auch in einem Punkt. „Wir sind nicht abergläubisch“, sagte der 22-Jährige mit Blick auf das 13. Spiel und die dann möglichen 1.198 Minuten, die der FC Bayern ohne Pflichtspielgegentor überstehen könnte. „Mir gefällt die Zahl. Ich spiele in der Nationalmannschaft auch mit der 13 auf dem Rücken“, sagte Müller.

Weniger um Zahlenspiele als vielmehr um die Chancen auf den Champions-League-Titel ging es Philipp Lahm. Ob der FC Bayern nach zwei Siegen in der Champions League schon das Maß aller Dinge sei? Nein, entgegnete der Kapitän. Das sei weiter der FC Barcelona. „Wir wollen aber in jedem Spiel unsere Fähigkeit zeigen, so gut werden zu können wie der Champions-League-Sieger“, sagte Lahm zur neuen Bescheidenheit. Der Titel im eigenen Stadion am 19. Mai 2012 ist das große Ziel. So forsch formuliert das allerdings keiner. Lahm sagt nur: „Wir sind hungrig und heiß, in dieser Saison Titel zu gewinnen.“

Das will auch Dauerpatient Arjen Robben, der nach seiner Leistenoperation ebenso wenig im Flieger nach Neapel saß wie Breno. Sorgen ganz anderer Art plagen Bastian Schweinsteiger am Fuße des Vesuvs. „Ich hoffe, dass er bis morgen nicht ausbricht.“