Heute werden die vier Playoff-Spiele ausgelost - die Türkei feiert Mesut Özil

Hamburg. "Super, unglaublich, historisch!" So titelte die estnische Tageszeitung Eesti Paeveleht am Tag nach dem Erreichen der Play-offs zur EM 2012 in Polen und der Ukraine. Nachdem die Esten am Freitag 2:1 in Nordirland verloren hatten, leistete Slowenien Schützenhilfe und verschaffte dem Fußball-Zwerg durch einen 1:0-Sieg gegen Serbien ein Platz in den Ausscheidungsspielen. Wer der Gegner Estlands ist, entscheidet sich heute ab 13 Uhr (Eurosport live), wenn in Krakau die vier Play-off-Begegnungen gelost werden. Neben Estland befindet sich auch die Türkei, Bosnien-Herzegowina und Montenegro im Topf der ungesetzten Teams, die auf Portugal, Kroatien, Irland oder Tschechien treffen können. Die Hinspiele sind für den 11./12. November, die Rückspiele für den 15. November terminiert.

Die Türken feierten am Tag nach dem 1:0-Zittersieg gegen Aserbaidschan in erster Linie einen Deutschen. "Mesut Özil, du bist unser Mann! Er spielte für die Seele seiner türkischen Freunde. In seiner Heimat wurde er oft kritisiert, doch damit muss nun endgültig Schluss sein", schrieb die türkische Tagszeitung Takvim. Türkspor schrieb: "Es war ein Kaiserschnitt, aber wir haben einen Wonneproppen namens Play-offs. Danke Mesut. Danke Deutschland."

Özil hatte im Spiel der deutschen Mannschaft gegen Belgien (3:1) mit seinem Treffer zum 1:0 den Konkurrenten der Türken auf die Verliererstraße gebracht und war sichtlich erleichtert: "Ich bin sehr stolz, weil ich viele Freunde habe, die für die Türkei spielen oder der türkischen Nationalmannschaft die Daumen drücken. Ich bin auch überzeugt davon, dass sie bei der EM dabei sind." Um Özil hatte es vor dem Spiel in Istanbul noch großen Wirbel gegeben. Türkische Medien hatten spekuliert, er habe absichtlich auf die Begegnung verzichtet, weil er wegen seiner Entscheidung, für Deutschland zu spielen, Pfiffe befürchtet habe.

Vorbei. Nach dem zehnten Sieg im zehnten Qualifikationsspiel ging der Blick des Profis von Real Madrid in Richtung EM-Titel: "Es wird Zeit, dass Deutschland mal Europameister wird", sagte Özil ungewohnt forsch. Dass der Weg dorthin aber nur über Welt- und Europameister Spanien führt, davon wollte Bundestrainer Joachim Löw nach der gelungenen Rekordjagd nichts wissen: "Ich verabschiede mich vom Duell Deutschland gegen Spanien, diese Teams werden nicht die Hauptrolle spielen. Dieses Spiel muss es bei dem Turnier ja gar nicht geben, auch wenn alle nur von diesem Duell reden. Die Niederlande, England, Portugal, Frankreich, das sind alles Mannschaften, die zum Favoritenkreis zählen."

Für die EM bereits qualifiziert: Polen (Gastgeber), Ukraine (Gastgeber), Deutschland, Russland, Italien, Frankreich, Niederlande, Griechenland, England, Dänemark, Spanien, Schweden.