Nach der 6:2-Gala gegen Österreich kommt Deutschland über ein 2:2 gegen Polen in Danzig nicht hinaus. Stuttgarts Cacau rettet das Remis.

Danzig. Joachim Löw ist wirklich fast alles zuzutrauen. Nur zaubern, nein, das kann selbst der zuletzt so erfolgreiche Bundestrainer nicht, wie das 2:2 (0:0) im Testspiel gegen Polen am gestrigen Abend zeigte. Es war der erste kleine Dämpfer nach den zuletzt so überzeugenden Vorstellungen.

Löw war darüber allerdings keineswegs unglücklich: "Ich bin dankbar, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen. In einem Testspiel muss nicht alles funktionieren, aber es bringt viele Erkenntnisse für den Trainer."

Auf sechs Positionen hatte der 51-Jährige anlässlich der Eröffnung des Danziger EM-Stadions sein Team gegenüber dem beeindruckenden 6:2-Erfolg über Österreich in der (geglückten) EM-Qualifikation verändert. Und das hinterließ Spuren. Zwar entwickelte sich von Beginn an eine für die 40 000 Zuschauer äußerst unterhaltsame Partie, was allerdings zu großen Teilen daran lag, dass die Fehlerquote auf beiden Seiten viel zu hoch war. Der DFB-Auswahl war sowohl in der Offensive als auch in der Defensive anzumerken, dass diese Formation alles andere als eingespielt war. Dass die Nationalmannschaft zur Pause nicht zurücklag, war vor allem den Paraden von Tim Wiese und dem Unvermögen von Slawomir Peszko zuzuschreiben, der gleich dreimal mit besten Chancen scheiterte. Vor allem Per Mertesacker in der Innenverteidigung und Christian Träsch, der rechts hinten zum Einsatz kam, harmonierten überhaupt nicht.

Umgekehrt hätte auch der Gastgeber der EM zur Pause mit zwei, drei Toren zurückliegen können. Nationaltrainer Franciszek Smuda, der in den vergangenen Begegnungen gleich 80 Spieler getestet hatte, musste mit ansehen, wie seine Abwehr immer wieder schwer unter Druck geriet. Vor allem Özil-Vertreter Mario Götze initiierte mehrfach gefährliche Angriffe, doch das deutsche Team zeichnete sich durch eine mangelhafte bis ungenügende Chancenverwertung aus. Die "Heimkehrer" Miroslav Klose und Lukas Podolski schienen das Land ihrer Eltern schonen zu wollen, vergaben mehrfach in aussichtsreicher Position. Zur Nullnummer in der ersten Halbzeit mit den vielen Pannen passte geradezu das Pech des ZDF. Weil ein Übertragungswagen am Mittag vor dem Spiel abgebrannt war, mussten Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein und Experte Oliver Kahn wieder nach Mainz fliegen und von dort die Sendung gestalten.

+++ Feuer in Ü-Wagen - ZDF sendet Länderspiel aus Mainz +++

+++ Nachspiel: Die Angst vor der Gewalt +++

+++ Mario Götze spielt zum zweiten Mal vor +++

In der zweiten Hälfte wurden die Unkonzentriertheiten der deutschen Mannschaft in der 55. Minute bestraft: Nach Pass von Blaszcykowski konnte Tim Wiese Dariusz Dudka nur mit einem Foul stoppen. Da Schiedsrichter Orsato jedoch auf Vorteil entschied, konnte Robert Lewandowski den Ball zum 1:0 ins Netz schieben. Der Ausgleich fiel nur 13 Minuten später: Toni Kroos verwandelte einen Strafstoß nach einem Foul an dem eingewechselten Thomas Müller. In der Nachspielzeit überschlugen sich die Ereignisse: Zunächst gelang Polen in Unterzahl - Glowacki hatte Gelb-Rot gesehen - per Elfmeter durch Blaszczykowski das 2:1 (90. + 1.), dann traf Cacau (90. + 4.) mit dem Abpfiff nach Pass von Müller noch zum 2:2. Die Spannung hochhalten und sich weiterentwickeln, das hatte Löw von seinen Spielern bis zur EM gefordert. Am 7. Oktober in der Türkei und am 11. Oktober in Düsseldorf gegen Belgien hat er zwei Chancen, sein Personal für 2012 zu testen. Trotz der Blüte des deutschen Fußballs bleiben ihm noch genug Ansätze zur Verbesserung.

Polen: Szczesny - Wasilewski (72. Glik) , Perquis , Glowacki , Wawrzyniak - Murawski , Dudka - Blaszczykowski, Mierzejewski (84. Rybus), Peszko - Lewandowski (80. Brozek).

Deutschland: Wiese - Träsch, Mertesacker, Boateng, Lahm (46. Schmelzer) - Rolfes (77. Bender) - Schürrle, Götze, Kroos, Podolski (60. Müller) - Klose (46. Cacau).

Schiedsrichter: Orsato (Italien).

Tore: 1:0 Lewandowski (55.), 1:1 Kroos (68.), 2:1 Blaszczykowski (90. + 1, Elfmeter), 2:2 Cacau (90 + 4), Gelb-Rot : Glowacki (81.) Zuschauer: 40 000.