Ein Kommentar von Alexander Laux

Man stelle sich nur einmal vor, dem damaligen DFB-Teamchef Erich Ribbeck hätte bei der Europameisterschaft 2000 in den Niederlanden und Belgien der Spieler Mario Götze zur Verfügung gestanden. Inmitten der Ansammlung von mehr oder weniger betagten Rumpelfußballern wäre der Dortmunder wohl wie ein Heiliger verehrt worden. Elf Jahre später kann es sich Bundestrainer Joachim Löw in der EM-Saison erlauben, das Super-Talent mit Kurzeinsätzen zu fördern und nicht zu verheizen.

Doch Götze ist nicht der einzige Beleg für den Qualitätsanstieg in der deutschen Nationalmannschaft. Auf vielen Positionen ist ein Konkurrenzkampf entbrannt, dessen Ausgang ungewiss ist. Vor nicht allzu langer Zeit wurden Kreativspieler wie auch Innenverteidiger verzweifelt gesucht. Jetzt bieten sich neben Per Mertesacker auch Holger Badstuber, Mats Hummels, Jerome Boateng und Benedikt Höwedes an, der gegen Österreich allerdings rechts eingesetzt wird.

Für Löw ist dies ein Luxusproblem, schließlich wünscht sich jeder Trainer eine solch reichhaltige Auswahl. Andererseits gerät auch Löw selbst so unter Druck, sollte sein Team einmal schwächeln. Schnell werden Diskussionen aufkommen, ob man es sich beispielsweise leisten kann, auf einen Götze zu verzichten. Fragen würden gestellt, ob es richtig sei, in Nibelungentreue an Lukas Podolski festzuhalten oder ob Per Mertesacker noch den Anforderungen eines modernen Innenverteidigers genüge. Tröstlich für Löw: Jobprobleme zu bekommen wie seinerzeit Ribbeck muss er nicht befürchten. Der Konkurrenzdruck für Löw ist nicht existent.