Nach dem peinlichen 1:2 beim 1. FC Heidenheim verschärft sich die Kritik an Manager Klaus Allofs und Trainer Thomas Schaaf

Bremen. Auch am Tag nach der Blamage musste sich Thomas Schaaf beschimpfen lassen. Als Werder Bremens Trainer gestern Morgen seine Stammspieler nach 20 Minuten Auslaufen in die Kabine schickte, ereiferte sich ein Zuschauer am Weserstadion. Es könne doch nicht sein, dass Schaaf seine Schützlinge, die am Sonnabend mit 1:2 beim Drittligaklub 1. FC Heidenheim aus dem DFB-Pokal ausschieden, schon nach so kurzer Zeit frei gebe. Einen solchen Ton hat es gegen den beliebten Trainer bislang nicht gegeben.

Am Abend zuvor hatten rund 200 Fans den Mannschaftsbus der Norddeutschen nach der peinlichen Pleite in Heidenheim blockiert. Sie setzen sich vor das Fahrzeug, bewarfen es mit Bierdosen, und einige forderten sogar den Rauswurf von Manager Klaus Allofs. Erst als die Polizei eingriff, konnte der Werder-Tross mit 20-minütiger Verspätung vom Gelände rollen. "Ich kann den Frust verstehen, aber über die Art und Weise, wie sich die Fans verhalten haben, muss man sich Gedanken machen", sagte Schaaf. Kapitän Clemens Fritz ging in seiner Analyse weiter: "Die Fans haben Angst, dass es weitergeht wie im vergangenen Jahr. Wir besitzen nicht mehr viel Kredit und müssen uns für unser Spiel entschuldigen."

Die einst heile Werder-Welt gerät ins Wanken, das untermauerte der leblose Auftritt im Pokal. Zwar waren die Hanseaten durch Markus Rosenberg in der 33.. Minute in Führung gegangen, aber als Marko Marin in der 51..Minute einen Handelfmeter verschoss, fielen die schon zuvor pomadig spielenden Bremer in sich zusammen. Innerhalb von zwei Minuten drehte Heidenheim durch Christian Sauter (57.) sowie Marc Schnatterer (59.) die Partie und hätte sogar noch höher gewinnen können. "Wir haben großen Schaden angerichtet. Materiell und vom Image her", sagte Sportdirektor Allofs, der durch das Pokal-Aus eine Einnahmequelle weniger besitzt. Auch im internationalen Wettbewerb ist der Klub in dieser Saison nicht vertreten, weil er in der vergangenen Saison nur den 13. Rang belegte.

Die Lage in der Führungsetage spitzt sich weiter zu. Der Machtkampf zwischen Allofs und Aufsichtsrat-Chef Willi Lemke wurde schon vor drei Wochen öffentlich, als Lemke keine Gelder für Transfers freigab. Der ehemalige Bremer Senator verwies auf die finanzielle Situation des Klubs, der trotz sechsmaliger Champions-League-Teilnahme in den vergangenen sieben Jahren keine Rücklagen besitzt. Allofs drohte, dass er seinen im kommenden Jahr endenden Vertrag eventuell nicht verlängert. Der Zwist endete mit einem Burgfrieden, und Allofs durfte den griechischen Innenverteidiger Sokratis Papastathopoulos ausleihen.

Im Innenleben von Werder gärt es dennoch weiter. Verantwortliche gehen davon aus, dass Lemke entweder selbst den Posten von Allofs übernehmen will oder zumindest einen Nachfolger für ihn bestimmen möchte. Erfahrung im operativen Geschäft besitzt der Aufsichtsratschef, der schon von 1981 bis 1999 Werder-Manager war. Lemkes Kalkül ist offenbar, Allofs mit fein dosierten Attacken derart zu zermürben, damit der Sportdirektor von sich aus eine Vertragsverlängerung ausschlägt. Jede Niederlage der Mannschaft spielt Lemke in die Karten, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Zeit hätte der ehemalige Politiker schon in acht Monaten - sein Mandat als Sonderberater der Vereinten Nationen läuft im April nächsten Jahres aus.

Längst wird deshalb das einst nahezu heilige sportliche Werder-Duo Schaaf/Allofs immer deutlicher hinterfragt. So ist auch eine Vertragsverlängerung von Schaaf, dessen Kontrakt ebenfalls 2012 endet, längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Lage sei dramatisch. "Wir sind quasi führungslos", lautet das Fazit eines Offiziellen.