Ein Glosse von Bastian Henrichs

Lothar Matthäus kommt, Joachim Löw nicht. Pelé wird da sein, Sepp Blatter als Oberhaupt der Fifa-Delegation natürlich, Michel Platini auch. Ronaldo wird mit neuer Maradona-Wampe an den Lostöpfen stehen und die europäischen Gruppen für die WM-Qualifikation 2014 auslosen. 203 Verbände, so viele wie nie zuvor, warten gebannt auf ihre Gegner auf dem Weg zur Endrunde.

Brasilien, Ausrichter der Fußball-WM 2014, empfängt an diesem Sonnabend erstmals die globale Fußballfamilie. Zelebriert wird die Show, vom ZDF sogar im hauseigenen Infokanal übertragen (20 Uhr MESZ), am Strand von Flamengo in Rio de Janeiro, der nach einigen Schönheitskorrekturen wieder eine Augenweide ist. Der offizielle WM-Song "Samba de Janeiro" wird die Vorfreude ins Unermessliche steigern und Herr Blatter erklären, dass diese WM die beste aller Zeiten wird. Alles wie immer, alles toll.

Eine geplante Demonstration unter dem Motto "Marsch für eine WM des Volkes - Ricardo Teixeira raus" wird wegignoriert, warum auch nicht, der Präsident des Organisationskomitees steht schließlich schon seit den 90er-Jahren unter Korruptionsverdacht. Dass er in einem Interview sagte, er, Entschuldigung, scheiße auf die Vorwürfe und könne bis 2014 nach Belieben Schandtaten treiben, ohne dass irgendetwas passiere, interessiert die Blatter-Familie nicht. Dass die Stadien nicht fertig zu werden drohen, die Kosten explodieren, Städten der Ausschluss droht, der Ausbau der Flughäfen stockt, auch nicht.

Brasilien ist eine aufstrebende Nation. Die wird so eine WM schon verkraften. Alles wie immer, alles toll.