Das Finale der Frauenfußball-WM zwischen den USA und Japan entwickelt sich zum Kampf Patriotismus gegen Krisenbewältigung.

Frankfurt am Main. Eigentlich wollten die deutschen Fußball-Nationalspielerinnen an diesem Sonntag in Frankfurt am Main (20.45 Uhr, ARD) ihren Titel verteidigen. Nun aber, nach dem jähen Viertelfinalaus gegen Japan, sitzen sie nur auf der Tribüne. "Wir wollen den beiden Finalisten unseren Respekt ausdrücken und als gute Gastgeber auftreten" sagte DFB-Managerin Doris Fitschen. Die Bühne gehört anderen: zum Finale, dem 32. und letzten Spiel der Weltmeisterschaft, laufen die USA und Japan auf.

Ein Duell mit klaren Rahmenbedingungen: flotte Sprüche gegen asiatische Zurückhaltung, patriotisches Pathos gegen die nationale Aufgabe der Krisenbewältigung. Und ein Zweikampf zweier Fußball-Philosophien. Hier die kampfstarken Amerikanerinnen, die sich mit Einzelleistungen den Weg ins Endspiel bahnten. Dort die spielstarken Japanerinnen, die den technisch besten Fußball des Turniers boten.

"Wir haben vorher auch noch nie gegen Deutschland oder Schweden gewonnen", sagte Japans Starspielerin Homare Sawa. "Dies ist unsere Chance, die dritte Überraschung zu schaffen." Die Bilanz spricht eindeutig für das US-Team, das in 25 Duellen noch nie gegen die Japanerinnen verlor, sondern 22-mal gewann und dreimal unentschieden spielte. Doch die Schwedin Pia Sundhage, Trainerin der USA, warnt: "Ich bin beeindruckt, wie die Japanerinnen spielen." Ihr Team habe nur eine Chance, wenn "wir wieder unsere Angriffsmentalität finden".

Die Amerikanerinnen, die den Titel von Deutschland nur als "ausgeliehen" betrachteten, dürsten danach, den WM-Pokal (plus 1,075 Millionen Euro Prämie) nach 1991 und 1999 wieder zurückzubringen. "Legenden wachsen unter Druck", steht auf ihren T-Shirts. "Es ist unsere Zeit", schwelgt Angreiferin Abby Wambach in Gefühlen. "Davon haben wir alle geträumt, seit wir kleine Kinder waren." Sie kann selbst ihren Teil dazu beitragen. Die 1,81 Meter große Kopfballspezialistin Wambach, in Anspielung auf die flugstarke Basketballlegende Michael Jordan "Her Airness" genannt, setzt auf die körperlichen Unterschiede, denn außer Saki Kumagai (1,71) ist keine japanische Abwehrspielerin mehr als 1,70 Meter groß. "Daraus müssen wir Kapital schlagen."

Die japanische Stürmerin Shinobu Ohno betont den nationalen Auftrag. "Wir müssen den Pokal holen, damit die Menschen wieder an Japan glauben", sagte sie. Die Mannschaft wolle ihren Landsleuten nach der schweren Zeit "ein bisschen Freude" schenken.

Im Mittelpunkt des Endspiels aber stehen die beiden Torhüterinnen. Die Amerikanerin Hope Solo, die vom Weltverband Fifa für die Vorauswahl zur besten WM-Spielerin nominiert wurde, und die Japanerin Ayumi Kaihori sind die herausragenden Schlussfrauen des Turniers. Alle anderen, selbst Welttorhüterin Nadine Angerer, zeigten im Verlauf der WM Schwächen. "Die Leistungen der Torhüterinnen haben enttäuscht", sagte die frühere deutsche Nummer eins, Silke Rottenberg. Die gerade mal 1,70 Meter große Kaihori überspielt ihr Größendefizit mit einer guten Strafraumbeherrschung. Und Solo ist längst zum Publikumsliebling avanciert, deren Popularität auch in der fernen Heimat ungeahnte Höhen erreicht hat. "Bei Twitter folgen mir 112 000 Leute, vor der WM waren es gerade 10 000", sagt die Amerikanerin. Zu ihrem Verständnis vom Spiel gehört, sich und ihr Team schon mal zu überhöhen. "Die Welt wird im Finale hinter uns stehen", tönte sie.

Zumindest wird eine US-Delegation um Jill Biden, die Frau des Vizepräsidenten, und Chelsea Clinton, die Tochter des Ex-Präsidenten, neben den Gastgeberinnen dieses Endspiels sitzen, Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel.

USA: Solo - Krieger, Rampone, Sauerbrunn, LePeilbet - Lloyd, Boxx - O'Reilly, Cheney - Rodriguez (Morgan), Wambach.

Japan: Kaihori - Kinga, Iwashimizu, Kumagai, Sameshima - Sakaguchi, Sawa - Ohno, Miyama - Ando, Kawasumi.

Das Spiel um Platz drei bestreiten an diesem Sonnabend um 17.30 Uhr (ARD) in Sinsheim Schweden und Frankreich.