Hamburg/München. Wenn es wahr ist, dass man sich als Fußballprofi zunächst mal die Sympathien der sogenannten Trainingskiebitze sichern sollte, dann dürfte Collin Benjamin bereits nach seinem ersten Arbeitstag in München zum beliebtesten Löwenprofi aller Zeiten gewählt werden. Spätestens als der notorisch gut gelaunte Namibier die anwesenden Rentner im akzentfreien Bayerisch mit "Grüß Gott, ich habe die Ehre" begrüßt hatte, war das Eis zwischen dem Hamburger und den Münchnern gebrochen. "Ich bin glücklich, ein Löwe zu sein", diktierte Benjamin noch den Medienvertretern, die ihr Urteil über den Neuzugang noch vor dem ersten Training gefällt hatten: Benjamins Start bei 1860 München ist geglückt.

Gemeinsam mit Benny Lauth, der seinen alten und neuen Kollegen aus dem nahe gelegenen Hotel Wetterstein abholte, kreuzte der frühere HSV-Profi eine Dreiviertelstunde vor dem Trainingsstart um 10 Uhr am Trainingsgelände der Löwen auf, unterschrieb seinen Vertrag und stellte sich seinen neuen Kollegen in der Kabine vor. "Das war schon eine komische Situation", sagte Benjamin, "zehn Jahre lang bin ich aufgestanden, wenn ein Neuer kam. Diesmal mussten alle anderen aufstehen."

Neue Stadt, neuer Verein, neue Kollegen, neue Liga. Wirklich lange brauchte Benjamin trotzdem nicht zu überlegen, als ihm das 1860-Angebot vorgelegt wurde. "Innerhalb einer Stunde war die Entscheidung gefällt", sagte der 32-Jährige, "meine Frau hat gesagt: 'Wenn du das machen willst, dann mach es.'" Und Benjamin machte.

Münchens Trainer Reiner Maurer, der zum Trainingsstart ein bei den Profis allseits beliebtes Zirkeltraining ansetzte, ist schon jetzt von seinem Neuzugang restlos überzeugt. "Collin hat einen super Charakter und konnte im Laufe seiner Karriere bereits zahlreiche Erfahrungen sammeln, die ihn als Führungsspieler auszeichnen", sagte Maurer, der Benjamin als Rudelführer seiner jungen Löwen beschreibt. Eine Aufgabe, mit der sich der Defensivallrounder bestens anfreunden kann: "Wenn meine Frau im Garten Tomaten züchtet, dann freut sie sich auch, wenn diese Woche für Woche wachsen. So ähnlich soll das jetzt bei 1860 werden", sagte Benjamin, der zufrieden mit seinem Einjahresvertrag mit Option auf ein weiteres Jahr ist: "Ich habe selten erlebt, dass ein Ü-30-Spieler einen Fünfjahresvertrag bekommen hat."

Während David Rozehnal in den kommenden Tagen bis 2014 in Lille unterschreiben soll, will Juan Figer, Alex Silvas Berater, dem HSV die restlichen 50 Prozent der Transferrechte an Silva abkaufen, um den Abwehrmann gewinnbringend zu verkaufen. Der HSV soll dagegen an Lilles Mittelfeldmann Ludovic Obraniak, 26, interessiert sein. Ein HSV-Interesse an Tottenhams Jermaine Jenas, 28, wurde dementiert.