Alexandra Popp und Celia Okoyino da Mbabi stehen stellvertretend für eine neue Generation im deutschen Frauenfußball

Frankfurt am Main. Manchmal reichen Worte allein nicht. Dann müssen Bilder her, mit einem möglichst hohem Symbolwert. Gemeinsam in einem Drachenboot paddeln etwa. Harmonie in Perfektion ist es, was die DFB-Frauen zuletzt bei ihrem Ausflug auf die Wedau boten. Unter dem Motto "Teambuilding" wollte Bundestrainerin Silvia Neid ihren Spielerinnen noch einmal klarmachen, was sie ohnehin bereits bestens beherrschen.

Die brave Standardantwort "Wir ziehen alle an einem Strang" erstickt dann auch jede Frage nach dem wachsenden Konkurrenzkampf kurz vor Beginn der Heim-Weltmeisterschaft im Keim. Einen Zickenkrieg wie in Heidi Klums Castingshow soll es im Fußballlager nicht geben. Keine öffentlichen Schmährufe, keine Bloßstellungen. Schließlich sind hier keine Mädchen versammelt, sondern erwachsene Mannschaftssportlerinnen. Doch aller Gute-Laune-Strategie zum Trotz können von 21 Spielerinnen aus dem Kader nur elf am 26. Juni in Berlin auflaufen und ein Teil des WM-Slogans werden. "20Elf von seiner schönsten Seite" - der Name ist Programm.

Während Silvia Neid sich auf keine Stammformation festlegen möchte, beginnen die jungen Spielerinnen Ansprüche anzumelden. Ganz vorsichtig natürlich, um das vorgegebene Betriebsklima nicht zu stören. Und schon gar nicht mit offenen Worten. Vielmehr waren es die Leistungen der Stürmerin Alexandra Popp und der bei den Testspielen als Mittelfeldspielerin eingesetzten Celia Okoyino da Mbabi, 20 und 22 Jahre alt, mit denen sie Eigenwerbung betrieben. In den Vorbereitungspartien gegen Nordkorea, Italien und die Niederlande sorgten die jungen Wilden, meist von der Bank kommend, für Tore und viel Unruhe im gegnerischen Strafraum. Die Trainerin bescheinigte ihren Schützlingen, ihre Sache "gut gemacht" zu haben. Dies dürfte den Routiniers ebenfalls nicht entgangen sein. Inka Grings und Birgit Prinz, die derzeit eine Bänderdehnung auskuriert, galten bisher als gesetzt.

Alexandra Popp, Torschützenkönigin beim deutschen U-20-Triumph im vergangenen Jahr, will ihre Chance nutzen. "Ich bin froh, dass ich überhaupt im WM-Kader stehe", sagt sie zurückhaltend. An Vergleiche mit der überlebensgroßen Birgit Prinz verschwendet sie keinen Gedanken: "Ich bin doch nicht in der Position, große Töne zu spucken." Wenn andere ihr sagen, dass sie ein "talentiertes Mädchen" sei, genügt ihr das. Erst mal. Ihre Aufgabe sei es, von der Bank zu kommen und dann "Dampf zu machen". Das gelingt ihr. So gut, dass sie mit ihren Toren sogar die etablierten Kräfte unter Dampf setzt.

Popp, Spitzname "Poppi", und Celia Okoyino da Mbabi verkörpern nicht nur auf dem Platz eine neue Generation des Frauenfußballs. Sie sind Frauen, die sich gern inszenieren, für Werbekampagnen posieren oder sich mit einem WM-Song Gehör verschaffen.

Alexandra Popp, Sängerin aus Leidenschaft, hat mit Annike Krahn das Lied "Fußballsommer" aufgenommen. Celia Okoyino da Mbabi schminkt sich für ein Elektronikunternehmen. Image ist alles. Was einer Birgit Prinz ein Gräuel wäre, ist für sie längst Normalität: Professionell arbeiten sie ihre Termine ab, schaffen ihren eigenen Marktwert. Auch innerhalb der Mannschaft.

Übermütig werden sie deshalb nicht. Obwohl man es sich fast wünschen würde, wenn wieder weichgespülte Aussagen wie "von Birgit kann ich viel lernen" oder "ein paar Einsatzzeiten wären schön" fallen. Schließlich kommen brave Mädchen nur in den Himmel. Die anderen überallhin.