Rekordnationalspielerin Birgit Prinz zieht sich Bänderdehnung zu

Frankfurt am Main. Wer eine Mission erfüllen möchte, muss zuweilen ungewöhnliche Wege gehen. Um motiviert zu bleiben, auch wenn es mal schmerzt. Das weiß Regina Halmich aus eigener Erfahrung - und ebendiese wollte die ehemalige Boxweltmeisterin am Pfingstmontag den Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft näherbringen. Ganz praktisch, mit schweren Sandsäcken und Boxhandschuhen.

Eine Trainingseinheit, die nicht nur bei Kim Kulig und Saskia Bartusiak auf Begeisterung stieß. Angetan erzählten sie auf einer Pressekonferenz in der Frankfurter DFB-Zentrale von den schweißtreibenden Lektionen, bei denen eine Mannschaftskollegin lediglich zuschauen konnte. Birgit Prinz, Spielführerin und Rekordnationalspielerin, pausierte, ließ derweil eine Blessur am rechten Sprunggelenk behandeln. Nicht im Ring mit Halmich hatte sich die 33-Jährige verletzt, sondern bei einem gewöhnlichen Zweikampf im Rahmen eines öffentlichen Trainings am Sonntag im hessischen Neu-Isenburg. Dort war sie umgeknickt, blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen, während sich Physiotherapeutinnen und eine besorgte Bundestrainerin um sie scharten. Silvia Neid, die bisher kaum Ausfälle zu beklagen hatte, musste ausgerechnet jetzt, knapp zwei Wochen vor dem Eröffnungsspiel gegen Kanada in Berlin, um eine ihrer routiniertesten Kräfte fürchten. Glücklicherweise nur kurzzeitig - gestern wurde bereits Entwarnung gegeben.

Es handele sich um eine Bänderdehnung, teilte der DFB mit. Prinz' Einsatz am 26. Juni sei nicht in Gefahr, das Testspiel am Donnerstag gegen Norwegen (20.30 Uhr/ZDF und Liveticker auf abendblatt.de) jedoch komme vermutlich zu früh. Bitter wäre ein frühzeitiges Aus gewesen. Für die Mannschaft, doch vor allem für sie selbst. Nach 17 Jahren wird die Stürmerin des 1. FFC Frankfurt im Anschluss an die Weltmeisterschaft ihre Karriere im Nationaltrikot beenden. Mit fünf gewonnen Europameisterschaften und zwei WM-Titeln, aus denen möglicherweise in diesem Sommer drei werden könnten. Mindestens das Halbfinale wolle man erreichen, kündigte Silvia Neid an. Der große Traum bleibe aber natürlich der Titel-Hattrick. Und dafür überlasst die Bundestrainerin nichts dem Zufall.

Mit dem nunmehr sechsten und letzten Lehrgang in Neu-Isenburg geht es auf die Zielgerade der rund elfwöchigen Vorbereitung, passenderweise mit der Zeile "Standards und Feinschliff" betitelt. Gegen Norwegen steht die letzte Generalprobe an. Ob die ungewöhnlich lange und intensive Trainingsphase in einem Erfolg münden wird, zeigt sich erst anschließend, in den entscheidenden WM-Spielen. Für Silvia Neid ist sie ohnehin alternativlos. Im Gegensatz zu den Männern gebe es erhebliche Niveauunterschiede zwischen der Bundesliga und den internationalen Wettbewerben. "Da herrscht ein anderes Tempo", wies sie Kritik zurück.

Langeweile zumindest kommt bei den Frauen nicht auf. Auch dank unkonventioneller Programmpunkte wie ebenjener Boxstunde des gestrigen Tages. Trotzdem - die Vorfreude auf die WM wächst. "Wir werden noch einiges dazulernen. Und dann kann es endlich losgehen", sagte Stürmerin Alexandra Popp. Die Mission wartet.