Die Perspektive der 23 WM-Fahrer bis zum nächsten Turnier

Manuel Neuer (6 Spiele/540 Minuten/0 Tore): Kam als Adler-Ersatz und verließ Südafrika als neue, klare Nummer eins. Bleibt der Prototyp eines modernen Torwarts von Verletzungen und - was bei ihm nicht zu erwarten ist - längeren Formkrisen verschont, wird er auf Jahre im DFB-Kasten stehen.

Hans-Jörg Butt (1/90/0): Mit einem starken Auftritt in seinem vierten Länderspiel, dem ersten von Beginn an, gab es für den früheren Hamburger ein Happy End in der Nationalelf. Mit 36 Jahren denkt - außer Jens Lehmann - niemand an eine Zukunft beim DFB.

Tim Wiese (0/0/0): Bewies eine nicht vermutete Charaktereigenschaft: Geduld. Gewann dadurch auch ohne WM-Einsatz an Reputation. Muss sich dennoch darauf einstellen, hinter Neuer und René Adler nur die Nummer drei im Tor zu sein.

Philipp Lahm (6/540/0): Auf der rechten Abwehrseite kommt in den kommenden Jahren niemand am WM-Kapitän vorbei. Als Führungskraft, ob mit oder ohne Binde, ein hervorragender Repräsentant der DFB-Auswahl.

Arne Friedrich (7/630/1): Der Hertha-Absteiger polierte sein Image durch starke Leistungen auf und wird beim neuen Arbeitgeber Wolfsburg dank der guten VfL-Mannschaft sein hohes Ansehen wohl wahren können. Bis zur EM 2012 mit Stammspieler-Status.

Per Mertesacker (7/630/0): Der Lange kämpfte sich aus seiner WM-Formkrise. Hält sein Körper den Strapazen stand, mindestens bis zur EURO in zwei Jahren in Polen und in der Ukraine in der Innenverteidigung gesetzt.

Jerome Boateng (5/374/0): Bleibt auf der linken Verteidiger-Position vorerst die erste Option. Auf Sicht jedoch liegt seine Zukunft (als Friedrich-Nachfolger) ganz klar in der Innenverteidigung, dort kommen seine Stärken viel besser zur Entfaltung. An der Linie sind offensive Qualitäten gefragt, die der Neu-Profi von Manchester City nicht hat.

Holger Badstuber (2/166/0): Nachdem das Experiment auf der linken Abwehrseite als gescheitert zu betrachten ist, bleibt der Bayern-Profi - gerade bei starken Leistungen im Verein - im DFB-Kader weiter im Kreis der Kandidaten für die Innenverteidigung.

Dennis Aogo (1/90/0): Mit der Erfahrung von ein, zwei Champions-League-Jahren könnte er schneller die nächste Stufe nehmen. Aber zum erweiterten Kreis der Nationalelf zu gehören ist für den HSVer schon als großer Erfolg zu werten.

Bastian Schweinsteiger (7/620/0): bis mindestens zur WM 2014 in Brasilien ein unverzichtbarer Eckpfeiler in der Nationalelf. Löw erklärte ihn zum "emotionalen Leader" - der Bayer gehorchte und zeigte auf beeindruckende Art seine Chef-Qualitäten.

Sami Khedira (7/606/1): Ließ Michael Ballack vergessen und wäre trotzdem das Opfer bei einer Rückkehr des DFB-Kapitäns - was seine steile Entwicklung etwas hemmen würde. Wäre schade.

Marcell Jansen (4/156/1): Welche Wertschätzung er bei Löw genießt, weiß jeder, seit er den noch nicht genesenen Hamburger in den WM-Kader berief. Sollte der Linksfuß endlich mal wieder längere Zeit verletzungsfrei bleiben, könnte er zur Stammkraft aufsteigen - im linken Mittelfeld oder links hinten.

Toni Kroos (4/73/0): der Spieler im Kader mit dem größten, noch nicht abgerufenen (Offensiv-)Potenzial. Kann er sich bei den Bayern in der kommenden Saison durchsetzen, könnte er Lukas Podolski die Position im linken Mittelfeld streitig machen.

Thomas Müller (6/469/5): der Aufsteiger der WM! Für den 20-Jährigen gab es im ersten Profijahr keine Grenzen. Eroberte beim DFB auf Anhieb seinen Stammplatz im rechten Mittelfeld. Scheint so geerdet zu sein, dass er selbst bei einer möglichen Formschwäche nicht die Fassung verliert.

Mesut Özil (7/584/1): der Rohdiamant im Team. Könnte eine herausragende Rolle beim DFB in den kommenden Jahren spielen. Aber nur dann, wenn er gut beraten wird und den weiteren Verlauf seiner Karriere behutsam plant, statt nur auf große Vereinsnamen und viel Geld aus zu sein.

Lukas Podolski (6/530/2): In der Wohlfühloase DFB blüht der Kölner immer auf, aber dennoch bleibt der Eindruck, dass er seine Ressourcen nicht ausschöpft - wobei ihm seine Heimatverbundenheit weiter schaden wird. Wer nie in der Champions League spielt, muss es schwer haben, ganz nach oben zu kommen.

Piotr Trochowski (4/111/0): mit seinen großen technischen Fertigkeiten eigentlich ein Mann für die offensive Zentrale, aber um dort beim DFB spielen zu dürfen, müsste er erst einmal auf Vereinsebene auf dieser Position konstant auf hohem Niveau spielen. Auf der rechten Seite aber vorerst nur als Vertreter Müllers geplant.

Marko Marin (2/31/0): Nachdem er gegen Serbien seine vorhandenen Joker-Qualitäten nicht abrufen konnte, muss sich der Bremer weiter hinten anstellen und darf auch in Zukunft allenfalls auf Minuteneinsätze hoffen.

Serdar Tasci (1/3/0): Der Sekunden-Einsatz (ohne Ballbesitz) linderte die Enttäuschung des Dauerreservisten kaum. Nur wenn sein Defensivspiel konstanter wird, kann er auf die gesetzten Innenverteidiger Druck ausüben. Seine Qualitäten der Spielentwicklung sind jetzt schon ausgeprägt.

Miroslav Klose (5/354/4): Nachdem er es seinen Kritikern wieder einmal gezeigt hat, ist er im Angriff weiter gesetzt. Sollten seine Einsatzzeiten bei den Bayern aber weiter stark sinken, wird es im 33. Lebensjahr selbst für ihn schwer werden, seinen Platz in der Nationalmannschaft dauerhaft zu verteidigen.

Cacau (4/206/1): einer der Aufsteiger der WM. Im Spielsystem mit nur einer Spitze als Stoßstürmer aber keine Optimalbesetzung. Könnte als hängende Spitze zum Zuge kommen, falls Özil einmal eine Auszeit braucht.

Mario Gomez (4/60/0): die größte Enttäuschung in der Mannschaft. Blieb den Beweis schuldig, dass er Teilnahmeberechtigter des neuen, deutschen Spiels sein darf, dabei hat er angekündigt, den Klose-Platz bis zur EM 2012 erobern zu wollen. Wie er das schaffen will, bleibt vorerst sein Geheimnis.

Stefan Kießling (2/26/0): Da Löw voraussichtlich am 4-2-3-1-System festhält, muss der Leverkusener in der Bundesliga weiter Tore am Fließband schießen, um an Klose und Gomez vorbeizukommen und dann in der Nationalmannschaft sofort eine seiner wenigen Chancen nutzen.