Das Team steht nach dem 3:1 gegen Valencia im Viertelfinale der Champions League. Der Trainer muss dennoch gehen

Gelsenkirchen. Dem Schock am Morgen folgte der Triumph am Abend: Felix Magath hat Schalke 04 trotz des Wirbels um seinen bevorstehenden Abschied ins Viertelfinale der Champions League geführt. Die Königsblauen, die sich zum Saisonende von ihrem Trainer und Manager trennen wollen, zogen durch ein 3:1 (1:1) gegen den FC Valencia zum zweiten Mal nach 2008 in die Runde der letzten acht ein.

Rund sieben Millionen Euro zusätzlich bringt der Erfolg dem hoch verschuldeten Traditionsklub ein, der vor dem Spiel für viel Aufregung gesorgt hatte. Aus verschiedenen Quellen wurde bekannt, dass der Aufsichtsrat das Projekt Magath nach nur zwei Jahren beenden will.

Jefferson Farfan (40. und 90.+4) und Mario Gavranovic mit einem "Billard-Tor" (52.) sicherten Schalke den vierten Sieg im vierten Heimspiel in der Champions League. Ausgerechnet der ehemalige Magath-Schützling Ricardo Costa hatte die Spanier in Führung gebracht (17.). Im Hinspiel vor drei Wochen hatten die Gelsenkirchener in Valencia ein 1:1 erreicht.

Viele der 50 000 Zuschauer begrüßten Magath mit demonstrativem Applaus. Einige hielten Schilder mit der Aufschrift "Felix gefällt mir" oder "Pro Magath" hoch. Während der Partie waren immer wieder "Felix Magath"-Rufe zu hören. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies dementierte die Meldung über die bevorstehende Trennung nicht. "Ich freue mich auf ein tolles Spiel. Wir werden uns später äußern", sagte er vor dem Anpfiff. Magath selbst wusste nach eigenen Angaben nichts. "Keine Ahnung, ich kann dazu nichts sagen. Mich hat keiner informiert", sagte er und fügte an: "Diese Nebengeräusche gibt es immer wieder. Das muss man ignorieren." Sportdirektor Horst Heldt gab zu: "Schalke ist von diesen Meldungen durchgerüttelt worden." Vertraute des Trainers bestätigten inzwischen aber, dass Magath selbst davon ausgehe, dass er schon in den nächsten Wochen entlassen werde. Der FC Schalke, mutmaßte Magath im internen Kreis, werde ihn auf jedem Fall vor dem DFB-Pokalfinale am 21. Mai gegen den Zweitligaklub MSV Duisburg schassen.

Seine Spieler lieferten nach der überzeugenden Vorstellung gegen die Spanier keinen Anlass zur Kritik. Die Königsblauen agierten mit kontrollierter Offensive. Vor dem 0:1 ließ sich der Schalker Joel Matip allerdings von Mehmet Topal austanzen. Dessen Flanke verwertete ausgerechnet Ricardo Costa per Kopf. Der Portugiese hatte unter Magath beim VfL Wolfsburg gespielt. Der Bundesliga-Zehnte war sichtlich geschockt und Valencia kontrollierte das Spiel. Wie aus heiterem Himmel fiel der Ausgleich: Farfan zirkelte einen Freistoß aus 18 Metern ins Netz. Beim 2:1 war der Peruaner wieder beteiligt. Nach einer Flanke von Peer Kluge scheiterte er an Torhüter Guaita. Doch Gavranovic rutschte in den Ball, der von einem Pfosten an den anderen prallte und dann über die Linie rollte.

Das drohende 2:2 vereitelte wenig später Manuel Neuer mit einer Glanzparade gegen Aduriz (58.). Auf der Gegenseite traf Gavranovic nur den Pfosten (81.) und anschließend die Latte (90.+3) und vergab damit die große Möglichkeit, alles klarzumachen.

Angetreten war Magath im Sommer 2009 mit großen Zielen. Der Mann, der gerade den VfL Wolfsburg zum Meister gemacht hatte, sollte die seit 1958 andauernde vergebliche Jagd nach einem deutschen Titel beenden. "Wenn es in den nächsten vier Jahren nichts wird, hätte ich es auch nicht verdient, hier weiterbeschäftigt zu werden", sagte Magath bei seiner Vorstellung.

Schalkes aktuelle Bundesligabilanz ist in der Tat ernüchternd. Zurzeit haben die Knappen nur fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Magath räumte gestern Abend ein, Fehler gemacht zu haben. "Wer nichts macht, macht auch keine Fehler. Und wer etwas tut, macht Fehler. Aber wenn ich vergleiche, wo Schalke war, als ich kam, und wo wir jetzt stehen, bin ich sehr zufrieden", sagte er dem TV-Sender SAT.1.

Nun wird bereits über seine Nachfolge spekuliert, sogar Otto Rehhagel, 72, ist als Interimscoach im Gespräch. In Gelsenkirchen heißt es, dass Magath die nächste Bundesliga-Niederlage als Trainer nicht überlebt. Der Freiburger Robin Dutt soll laut "Bild"-Zeitung Top-Kandidat auf den S04-Trainerposten sein. "Ich werde mich an Spekulationen nicht beteiligen", sagte Dutt. Der neue Trainer soll laut der "WAZ" ein "Typ Jürgen Klopp" sein und bereits sportliche Erfolge vorzuweisen haben. St. Paulis Trainer Holger Stanislawski scheint bei diesem Anforderungsprofil auch ein möglicher Kandidat zu sein.