Der FC Bayern München hält an seinem Trainer fest - aber nur noch bis Saisonende. Nachfolgekandidat ist jetzt Matthias Sammer

München. Die Lage ist kritisch. Dennoch bleibt Louis van Gaal Trainer des sportlich angeschlagenen FC Bayern München. Aber nur bis zum Saisonende. Das letzte Jahr seines erst im Herbst verlängerten Vertrags wird der Niederländer nicht mehr erfüllen.

Fünfeinhalb Stunden hatten die Vereinsoberen am Sonntag diskutiert, bereits ohne van Gaal. Am trainingsfreien Montag tagten erneut die Vorstände Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner sowie Sportdirektor Christian Nerlinger - diesmal gemeinsam mit dem Trainer. Als Ergebnis wurde eine Trennung auf Raten verkündet. Als Nachfolger van Gaals im Sommer wird nun Matthias Sammer gehandelt. Der DFB-Sportdirektor, der in München wohnt, wurde gestern am Vereinsgelände an der Säbener Straße gesichtet.

Grund für die vorzeitige Auflösung des Vertrags zum Saisonende "ist die unterschiedliche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs", so stand es in einer Stellungnahme, die Rummenigge, Hopfner und van Gaal gemeinsam unterzeichneten. Die "Saisonmindestziele sind infrage gestellt", sagte Rummenigge. Soll heißen: Die Teilnahme an der Champions League ist akut gefährdet. Dennoch setzt der FC Bayern auf van Gaal. "Es ist ohne Frage sehr schwierig", erklärte Rummenigge, "wir sind uns aber einig, dass wir unsere Kräfte gemeinsam für die Ziele einsetzen müssen."

Nach dem ebenfalls noch trainingsfreien Dienstag wird der Niederländer am Mittwoch wieder das Training leiten und versuchen, die verkorkste Saison noch zu retten. Der FC Bayern wird die laufende Saison mit van Gaal wohl nur beenden, weil die Alternativen fehlen. Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hält dieses Vorgehen für sinnvoll. "Louis van Gaal hat sicher Fehler gemacht", sagte er der "Bild"-Zeitung, aber: "Er hat ja schon nachgewiesen, dass er ein hervorragender Trainer ist." Ihm sei der eigenwillige Niederländer "allemal lieber als eine kurzfristige Notlösung".

Nun ist van Gaal selbst zur Übergangslösung geworden. Neben Sammer gibt es weitere Trainerkandidaten. Martin Jol zum Beispiel, aber auch Jupp Heynckes, der seinen Vertrag bei Bayer Leverkusen noch immer nicht verlängert hat, der als Freund der Bayern-Familie gilt und schon zweimal in München war.

Am Sonnabend empfängt der FC Bayern in der Bundesliga den HSV zum ersten von neun "Endspielen" um den zweiten Platz, der allerdings schon sieben Punkte entfernt ist. Und am Dienstag nächster Woche steht das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Inter Mailand an.