Bremer Mannschaft und Vorstand bitten Fans um Vergebung

Bremen. Auf der Zufahrtsrampe hinunter zum Weserstadion war Schluss. Etwa 250 aufgebrachte Fans stoppten am späten Sonnabend gegen 20.30 Uhr den Bremer Teambus und zwangen die Insassen auszusteigen. Manager Klaus Allofs und Trainer Thomas Schaaf wagten sich als Erste hinaus, doch das reichte den aufgebrachten Anhängern nicht. "Wir wollen die Mannschaft sehen", riefen sie. Nach und nach ließen sich auch die Spieler sehen; einige von ihnen gaben sogar kollektives Versagen zu.

Alles lief gesittet ab, aber so einen Aufstand hatte es bei Werder Bremen noch nie gegeben. So eine Schmach wie ein paar Stunden zuvor aber auch lange nicht mehr. Nach dem 0:4 beim Erzrivalen HSV steht der Klub nach 23 Spieltagen so schlecht da wie zuletzt vor 35 Jahren: mit nur 24 Punkten auf Rang 14, einen Zähler vor dem Relegationsplatz. "Als Bremer muss man sich schämen. Wenn wir weiter so spielen, steigen wir ab", sagte Kapitän Torsten Frings.

Tatsächlich ist die Art und Weise, wie die Bremer ihre Duelle verlieren, alarmierend. Ihr Spiel strotzt vor Fehlern, es ist hinten in der Abwehr wie vorn im Angriff von Dilettantismus geprägt und erschreckend drucklos.

Allofs gab zu, dass "viele Spieler gezeigt haben, dass sie nicht in die Mannschaft gehören". Einem ureigenen Bremer Reflex folgend, verteidigte er aber zugleich auch Schaaf. "Der Trainer hat von der Geschäftsführung volle Rückendeckung. Auch ich spüre die Rückendeckung. Da gibt es keine Ungereimtheiten", sagte er.

Einen freiwilligen Rücktritt Schaafs schloss Allofs aus. "Diese Frage stellt sich nicht. Gerade wenn wir sehen, dass der Trainer in intensiven Planungen für die nächste Saison steht. Das würde er nicht tun, wenn er aufhören möchte", sagte er. Allofs kam sogar zu dem überraschenden Schluss, dass er keinen Trainer kenne, "der aus dieser Mannschaft mehr als Platz 14 herausholt". Das kann auch als Eingeständnis eigener Fehler interpretiert werden; immerhin hatte Allofs zu Saisonbeginn als Ziel ausgegeben, mit dieser Mannschaft in die Champions League einziehen zu wollen. Wenigstens Abbitte leistete er bei den Fans. "Wir müssen um Vergebung bitten", sagte er.

Doch reicht das, um den Abstieg zu verhindern? Es fehlt in Bremen an Impulsen, von Krisengesprächen über Gehaltskürzungen und externen Motivationstrainern wurde schon alles versucht. Es ist nicht sicher, ob bei einem Trainerwechsel alles besser wird. Aber es ist zumindest eine Möglichkeit. Die Bremer stehen vor einer schmerzhaften Entscheidung. Sie müssen ihre Dankbarkeit gegenüber Schaaf gegen das größte Unglück überhaupt abwägen: den Abstieg.