Der 1. FC Köln verpflichtet den ehemaligen Freiburger Trainer als neuen Sportdirektor

Köln. Wohl nur beim 1. FC Köln meldet sich der Messias per SMS. Direkten Kontakt zu Volker Finke habe er noch nicht gehabt, sagte Trainer Frank Schaefer. "Aber wir haben uns schon mit dem Handy geschrieben. Er ist ein echter sportlicher Ansprechpartner für mich und wird dem FC sehr gut tun." Davon sind sie in der Domstadt alle überzeugt: Volker Finke, der langjährige Trainer des SC Freiburg wird vom 1. Februar an der neue Sportdirektor der Kölner sein und war nach Klubangaben der "absolute Wunschkandidat" für die Nachfolge von Michael Meier. Er soll dem Verein, der zuletzt auf dem besten Weg ins Chaos war, wieder eine sportliche Struktur geben.

"Finke steht mit seiner sportlichen Kompetenz für Werte und ist eine Persönlichkeit mit Visionen", hieß es in der FC-Mitteilung vom Sonnabend. Da war das 0:3 (0:1) in Schalke, das den FC zurückwarf auf Tabellenplatz 16, gerade vier Stunden alt. "Wir sind phasenweise überrollt worden", gab Trainer Schaefer im Anschluss zu. Er wird in der Rückrunde nicht nur mit den Ratschlägen Finkes leben müssen, sondern auch mit dem Gedanken, den eigenen Nachfolger einzuarbeiten.

In den Adern des Sportdirektors Finke fließt auch in Köln das Blut des Trainers Finke. Nach 16 erfolgreichen Jahren im kuscheligen Freiburg ging er 2009 nach Japan. Seinen dortigen Arbeitgeber, die Urawa Red Diamonds, bezeichnete der 62-Jährige als "die erste Adresse Asiens".

Die Kehrseite dieses Ruhms lernt er nun kennen. Nach einem sechsten und einem zehnten Platz in der japanischen J-League sahen die Verantwortlichen keinen Anlass, den Vertrag mit Finke zu verlängern. Seine letzte Chance auf einen Titel ist der Emperor's Cup, Japans Pokalwettbewerb. Dort steht Finke mit den Reds im Viertelfinale, das Endspiel steigt Anfang Januar. Das ist auch der Grund, warum Finke seine Arbeit im alles andere als kuscheligen Köln erst am 1. Februar wird aufnehmen können. Bis dahin wird er seinem neuen Arbeitgeber wohl weiterhin nur sein digitales Abbild vorbeischicken. Schon bei der Verhandlung mit dem Gesellschafterausschuss am Mittwoch hatte Finke seine Vorstellungen in einer Videokonferenz vorgetragen. Danach flogen Vizepräsident Jürgen Glowacz und Geschäftsführer Claus Horstmann nach Japan, um den Zweieinhalb-Jahres-Vertrag mit Finke zu besiegeln. Jener Horstmann, der vor zwei Wochen noch Ex-Torwart Oliver Kahn als Sportdirektor verpflichten wollte.

Jetzt soll ein früherer Mathe- und Sportlehrer den mit 24 Millionen Euro verschuldeten FC nach beinahe 50 Transfers in den vergangenen fünf Jahren in die Erfolgsspur zurückführen. Schon 2006 wollte Präsident Wolfgang Overath Finke als Trainer holen. Doch der arbeitete damals noch an dem Rekord "Bundesligatrainer mit der längsten Amtszeit bei einem Verein ohne Unterbrechung" und war unabkömmlich. Diesen Titel trägt er nun zu seinem Glück schon. Köln ist kein guter Ort für Bestmarken dieser Art.