Aufgabe für den ehemaligen HSV-Trainer in Stuttgart wird schwer

Stuttgart. Am Sonntag wird alles anders sein. Das glaubt zumindest Fredi Bobic. "Am Sonntag stehen die Fans sicher wie eine Wand hinter uns", meinte der Stuttgarter Manager. "Die Jungs sollen an ihre Chance glauben, den großen Favoriten zu stürzen, und ein Signal nach außen senden, dass sie noch leben", so Bobic zwei Tage vor dem Spiel gegen Bayern München. Vom brisanten Duell gegen den Erzrivalen allerdings war in Stuttgart weniger die Rede. Zu schwerwiegend sind die sportlichen Probleme bei bereits fünf Punkten Rückstand auf Rang 15 in der Liga und zu sehr hatte die gespenstische Stimmung beim Europa-League-Spiel gegen Odense am Donnerstag aufs Gemüt geschlagen.

"Wir haben andere Probleme, als uns ausgiebig mit dem Gegner zu beschäftigen", sagte Trainer Bruno Labbadia. In Stuttgart hat man Angst, es könnte wieder zu einem Fan-Aufstand wie im Dezember 2009 kommen. Damals blockierten Hunderte VfB-Anhänger den Teambus vor dem Spiel gegen den VfL Bochum und riefen: "Wenn ihr absteigt, schlagen wir euch tot."

Bruno Labbadia war damals noch nicht dabei. Wie angespannt die Stimmung in Stuttgart aber ist, bekam der neue VfB-Cheftrainer in der Partie gegen Odense mit. Bei fast jedem der fünf Stuttgarter Treffer beim 5:1 gab es nur verhaltenen Jubel, dafür umso mehr gellende Pfiffe. Und es gab den schweigenden Protest der VfB-Fans, die erst in der 87. Minute mit Gesängen anfingen. "Ich dachte, was ist denn da los, plötzlich gab es diesen Lärm", erinnert sich Labbadia. Was vorher passierte, will er gar nicht mitbekommen haben. "So fühlt sich zweite Liga an", stand auf einem großen Plakat. Erst kurz vor dem Ende sangen die Stuttgarter Anhänger: "VfB, niemals zweite Liga." Über 90 Minuten gab es "Vorstand raus"-Rufe.

Für den Sonntag hofft man in Stuttgart nicht nur auf ein gutes Ergebnis (was bei einem Unentschieden beginnt), um noch vor der Winterpause in der Tabelle Boden gutzumachen. Ein gutes Resultat hilft auch gegen die Sorge, besagte Bilder aus dem Dezember 2009 könnten sich wiederholen. Da hatten rund 200 VfB-Fans den Mannschaftsbus belagert und an der Weiterfahrt gehindert. Später versuchten einige, das Vereinsheim unweit des Stadions zu stürmen. Die Polizei musste teilweise massiv eingreifen. Es gab Verletzte und Festnahmen. Labbadia versucht jetzt mit einem straffen Notfallkatalog "die Spieler für die Situation zu sensibilisieren". Seit Montag wird in Stuttgart nicht nur um halb neun am Morgen gemeinsam gefrühstückt, Labbadia und Bobic ordneten auch ein gemeinsames Mittagessen an und führten den "Acht-Stunden-Tag" ein, der auch länger dauern darf. "Hier geht es nur noch um den Beruf und um Fußball", sagt Labbadia. Man müsse sich im Eiltempo kennenlernen. "Wir haben keine Zeit. Jede Sekunde zählt."