Personaldiskussionen nach der Niederlage in Stuttgart - aber kein neues Konzept

Bremen/Stuttgart. Schadenfreude zählt unter Fußballern zum Schönsten. So äußerten sich viele HSV-Fans entzückt im Abendblatt-Blog "Matz ab" ( www.abendblatt.de/matz-ab ) über Werder Bremens 0:6-Pleite am Sonntag in Stuttgart. "Woody" schrieb: "Werder unterirdisch in Stuttgart ... Und Frings versteht nur noch Bahnhof." Oder Denny: "6:0 - dieses Wochenende ist so schööön!"

Die höchste Bremer Niederlage seit 1987 werteten auch Spieler und Verantwortliche zwar einhellig als Desaster, allerdings scheint sie nur ein weiterer Baustein im Geflecht schlechter Leistungen der letzten Wochen zu sein. Nach dem Aus im DFB-Pokal, unerfüllten Erwartungen in der Champions League und Platz elf in der Liga wird nach den Ursachen gesucht. Torhüter Tim Wiese betitelte die Leistung als eine "Riesen-Blamage". Per Mertesacker sprach sogar von einem "Tiefpunkt in der Klubgeschichte". Doch der Verein reagiert gewohnt besonnen.

Auch wenn es gestern eine 75-minütige Standpauke für die Spieler gab, stehen die Personalie Thomas Schaaf und die generelle Strategie des Klubs nicht zur Diskussion. Hinsichtlich der zu leistende Aufbauarbeit für die nächste Bundesligapartie gegen Eintracht Frankfurt sagte Manager Klaus Allofs: "Ich bin überzeugt, dass der Trainer das kann." Der Klubboss weiter: "Man sollte nicht aus Verärgerung wild um sich schlagen. Man muss Verständnis haben, tröstende Worte finden, sich an die Psyche der Spieler wenden." Das Krisenmanagement heißt Streicheln statt prügeln. Und die Suche nach Gründen.

Eine unumstrittene Schwachstelle der Mannschaft ist der Abwehrverbund. Das hat auch Schaaf wiederholt betont. Doch auch das Mittelfeld zeichnet sich durch mangelnde Kreativität aus. Das hängt mit dem Verletzungspech zusammen, wohl aber auch mit der Zusammenstellung des Kaders. Auf Lücken im Mittelfeld, so die lauter werdende Kritik, wurde nach dem Weggang Mesut Özils personell nicht reagiert. Auch deshalb deutete Klaus Allofs erstmals mögliche Verstärkungen an: "Wir können jetzt keine neuen Spieler verpflichten, damit kann man frühestens im Winter beginnen." Das jedoch erscheint wahrscheinlich. Allofs: "Wenn es bis dahin nicht entscheidend besser wird, muss man sich überlegen, an welchen Stellschrauben man drehen kann."