Ein offener Brief von Christian-A. Thiel

Lieber Diego Armando Maradona,

sollen wir Sie "Pelusa" (der Fussel) oder "El Pibe" (der Kleine) nennen? An diesem Sonnabend feiern Sie Ihren 50. Geburtstag. Allein diese Tatsache ist angesichts Ihrer beneidenswert imposanten Krankenakte (Überdosen, Herzinfarkt, Lungenentzündung, Übergewicht, Magenverkleinerung) schon eine Gratulation wert.

Kein Mensch auf diesem Planeten hat eine so innige Beziehung mit dem Fußball gepflegt. Sie hatten Tricks drauf, an denen Generationen europäischer Rumpelfüßler verzweifelten. Aber weil Ihnen der Sport nicht genug war, füllten Sie mit Drogen-, Finanz- und Verkehrsgeschichten (einschließlich Vaterschaftsklagen) auch die bunten Seiten. Wer darf schon Männer wie Fidel Castro und Hugo Chavez "Freund" nennen?

Eine ganz besondere Beziehung pflegen Sie zu Deutschland, besonders bei Weltmeisterschaften. Wir haben Sie als Spieler angehimmelt und als Trainer-Rumpelstilzchen bestaunt, auch bei Ihrer finalen 0:4-Schmach in Südafrika. Schuld waren natürlich nicht Sie, sondern der soeben verschiedene Krake Paul, der Ihren Untergang vorausgesagt hatte. Aber der hatte ja auch kein Rückgrat. Sie waren immer ein fairer Sportsmann. Wenn mal die Hand zum Ball musste, war es ja nicht Ihre, sondern diejenige Gottes.

Und jetzt feiern Sie schön. Wie man hört, im Familienkreis, weil die italienischen Steuerbehörden Ihnen leider eine Teilnahme am großen Jubelfest in Neapel missgönnen.