Der Niederländer sorgte bereits als Nationaltrainer von Südkorea und Russland für große Erfolge. Gelingt ihm das nun auch mit der Türkei gegen Deutschland?

Berlin. Lediglich 68 Tage in der Türkei brauchte es, um aus dem einstigen Disziplinfanatiker Guus Hiddink einen echten Luftikus zu machen, der es zumindest mit der Pünktlichkeit nicht mehr so ganz genau nimmt. Mit knapp 20-minütiger Verspätung kam der türkische Nationaltrainer, der erst am 1. August sein Amt übernommen hatte, gestern Abend zur Abschlusspressekonferenz in die gut gefüllte Aufwärmhalle des Olympiastadions. Ein Lapsus, den sich der Niederländer noch vor kurzer Zeit nur ungern erlaubt hätte. Die knapp 100 überwiegend türkischen Journalisten nahmen es Hiddink aber nicht krumm, viel mehr interessierte sie, wie der Cheftrainer den Ausfall des verletzten Nationalhelden Arda Turan kompensieren will. "Jeder weiß, was Arda für unsere Mannschaft bedeutet", sagte Hiddink, "aber ich habe großes Vertrauen, seinen Ausfall im Team aufzufangen."

Dortmunds Sahin soll den verletzten Arda im Mittelfeld ersetzen

Und auch wenn Hiddink den Arda-Nachfolger noch nicht benennen wollte, wird ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als einen der derzeit besten Mittelfeldspieler der Bundesliga aufzubieten: Borussia Dortmunds Nuri Sahin. Hiddink, dessen roter Kopf gestern farblich einwandfrei zu seiner roten Trainingsjacke passte, konnte sich am vergangenen Sonntag persönlich davon überzeugen, in welcher Form der 22-Jährige gerade ist. Dortmunds 2:0-Sieg gegen Bayern München, bei dem Sahin das zweite Tor per Freistoß erzielt hatte, verfolgte der Niederländer von der Tribüne aus. Doch obwohl die heimischen Medien nun vehement Sahins Einsatz fordern, wollte der 63-Jährige gestern trotzdem keine Einsatzgarantie aussprechen.

Garantieren kann Hiddink lediglich, dass er alles tun wird, um auch mit der Türkei ähnlichen Erfolg zu haben wie bei seinen vorherigen Trainerstationen. Dass seine Erfolge mit Russland (EM-Halbfinale 2008), Australien (WM-Achtelfinale 2006), Südkorea (WM-Halbfinale 2002) oder Niederlande (WM-Halbfinale 1998) größtenteils auf den Maximen Ordnung und Disziplin basierten, mag eine andere Geschichte sein. Gewinnt Hiddink heute gegen Deutschland, dürfte sein pünktliches Erscheinen in der Türkei ohnehin keine Rolle mehr spielen.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Deutschland: Neuer/Schalke 04 (24 Jahre/13 Länderspiele) - Lahm/Bayern München (26/73), Mertesacker/Werder Bremen (26/71), Badstuber/Bayern München (21/6), Boateng/Manchester/City (22/11) - Kroos/Bayern München (20/10), Khedira/Real Madrid (23/14) - Müller/Bayern München (21/10), Özil/Real Madrid (21/19), Lukas Podolski/1. FC Köln (25/81) - Klose/Bayern München (32/103). - Trainer: Löw

Türkei : Volkan Demirel/Fenerbahce Istanbul ((28/44) - Gökhan Gönül/Fenerbahce Istanbul (25/19), Servet Cetin/Galatasaray Istanbul (29/50), Ömer Erdogan/Bursaspor (33/2), Hakan Balta/Galatasaray Istanbul (27/26) - Emre Belözoglu/Fenerbahce Istanbul (30/72), Mehmet Aurelio/Besiktas Istanbul (32/35) - Hamit Altintop/Bayern München (27/59), Nuri Sahin/Borussia Dortmund (22/23), Tuncay Sanli/Stoke City (28/78) - Nihat Kahveci/Besiktas Istanbul (30/67). - Trainer: Hiddink

Schiedsrichter : Howard Webb (England)