Ein Kommentar von Kai Schiller

Über das Derby wurde eigentlich mehr als genug gesagt: es war ein schlechtes Spiel, die Randale vor und nach der Partie überflüssig und dämlich, und einen Sieger hätte dieser traurig-tragische Tag ohnehin nicht verdient gehabt. Dass es den aber doch gab, ist die erste Überraschung, und dass dieser ausgerechnet ein großer Teil der HSV-Fans - trotz der Krawalle einiger anderer "Fans" - war, ist die zweite Überraschung.

Den dumpfen Versuch der rechtspopulistischen NPD, sich im Vorfeld des Derbys mit den HSV-Fans gegen die Anhänger des FC St. Pauli zu solidarisieren, konterten die Umworbenen lautstark (mit Rufen), derb (auf Bannern) und auch seriös (im Internet). Die Botschaft war jeweils die gleiche: Lasst die Rechten links liegen!

Die geballte Ablehnung war richtig und auch wichtig. Es scheint ein neues Vorgehen der rechten Rattenfänger zu sein, sich nicht nur in Ostdeutschland direkt im Umfeld von Fußballvereinen nach vermeintlich Gleichgesinnten umzusehen. Vor 15 Jahren, als es auch im alten Volksparkstadion zur Tagesordnung gehörte, farbige Spieler mit Affengeräuschen zu begrüßen, wären derartige Aktionen möglicherweise noch auf fruchtbaren Boden gestoßen. Dass dies ganz offenbar nicht mehr so ist, ist ein Verdienst der Hamburger Offiziellen, von Fanorganisationen und vom Supporters Club, der sich in den vergangenen Jahren erfolgreich gegen rechte Tendenzen positionierte.

Der geglückte Protest der HSV-Fans gegen die Rechtspopulisten ist allerdings nur ein Tagessieg, abgerechnet wird bekanntlich erst nach der Saison. Und der Kampf gegen Nazis dauert eben nicht nur 34 Spieltage.