Hamburg. Wo die Liebe hinfällt, lässt sich nicht beeinflussen. Oft sind es ohnehin die Gegensätze, die sich anziehen. Bei Bettina Buck und ihrem Mann Gerhard ist es so gewesen. Zumindest bezüglich ihres Vereins sind sich die Hamburger uneins. "Mein Mann steht auf Blau-Weiß, ich auf Braun-Weiß. Er ist Rom und ich bin Gallien", sagt Bettina Buck. Trotzdem haben sie ihren Weg gefunden, mit der Rivalität umzugehen.

Das Abendblatt-Poster zum bevorstehenden Derby, auf dem in die HSV-Raute ein St.-Pauli-Totenkopf integriert wurde, hat ihnen deshalb gut gefallen. Weil es sie an ihre eigene Geschichte erinnert. Per Mail erkundigte sich das Paar daraufhin, ob das Werbeplakat auch käuflich zu erwerben sei.

Schreiben wie diese gab es viele auf die Aktion des Abendblattes. Der Slogan "Alles, was Hamburg bewegt" darf dabei wörtlich genommen werden. Denn nur wenige Stunden, nachdem die insgesamt 500 Plakate in Hamburg an Bushaltestellen und in der Stadt am 7. September aufgehängt wurden, folgten bereits die ersten - sowohl positiven als auch negativen - Reaktionen. Bis zum gestrigen Mittwoch, an dem die Poster wieder abgehängt wurden, gingen beim Abendblatt insgesamt 150 Vorbestellungen für die Derby-Plakate ein. Interessierte können sich noch kostenlos ein Poster unter der E-Mail-Adresse plakat@ abendblatt.de sichern.

Allerdings gibt es in Hamburg neben vielen Fans auch Kritiker der Werbeaktion. Besonders emotional reagierten dabei einige der Anhänger vom HSV und vom FC St. Pauli, die die durch das Abendblatt vereinten Klubsymbole auf dem Werbeplakat kategorisch ablehnen. "Beide Vereinssymbole wurden entweiht", kritisiert der HSV-Fanbeauftragte Mike Lorenz. Der 27-Jährige berichtet, dass sich viele HSV-Anhänger bei ihm über die "Zweckentfremdung der Vereinswappen" beschwert hätten. "Hierbei wurde eine Grenze überschritten", sagt Lorenz.

Nicht ganz so eng sieht es dagegen St. Paulis Fanbeauftragter Stefan Schatz: "Ich habe gehört, dass die Plakate für große Proteste sorgen. Ich kann die Aufregung nicht so recht verstehen." Mit einem Augenzwinkern fügt Schatz hinzu: "Mich stört an dem Plakat eigentlich nur, dass die Raute nicht braun ist." Und spätestens am Sonntag wird dann in Hamburg ohnehin nicht mehr über Poster, sondern über Tore diskutiert.