Bayern München empfängt zum Champions-League-Auftakt heute den AS Rom

Rom. Totti leidet an einem Magen-Darm-Virus. Die Nachricht brachte die Anhänger des AS Rom zu Wochenbeginn ins Schwitzen. Im Fernsehen, im Lokalradio, in der eigens dem Klubschicksal gewidmeten Tageszeitung "Il Romasista" und den Internetforen - überall fürchteten die Anhänger weiteres Elend: 2:8 Tore in drei Pflichtspielen (zuletzt 1:5 in Cagliari), fünf verletzte Akteure und nun auch noch ohne den Kapitän auf die Champions-League-Reise nach München?

Später durften sie aufatmen. Das Virus hatte offenbar eingesehen, dass es ohne Francesco Totti nicht gehen würde. Der Angreifer wird heute (20.45 Uhr, Sat.1 und Sky) neben Marco Borriello in München für die Römer auflaufen.

Am 27. September wird der Stürmer 34 Jahre alt, und sein Aktionsradius gestaltet sich mittlerweile überschaubar. Der Körper lässt sich schließlich nicht mehr alles gefallen, in den vergangenen drei Jahren setzten ihn mehrere Verletzungen manchmal monatelang außer Gefecht. Wenn er spielt, macht er jedoch immer noch den Unterschied aus. In den ersten Ligaspielen bereitete er die einzigen beiden Treffer vor und versprühte die meiste Spiellaune. Häufig unterstreicht die Nummer zehn weiterhin, warum sein ehemaliger Trainer Zdenek Zeman einst auf die Frage nach den fünf besten italienischen Fußballspielern antwortete: "Totti, Totti, Totti, Totti und Totti."

Tottis Eltern warfen einen interessierten Lazio-Vertreter aus dem Haus

Er geht nun in seine 19. Saison im Verein AS. Laut urbaner Legende warfen seine Eltern, bekennende "Roma"-Fans, den Lazio-Vertreter hochkantig aus dem Haus, als dieser den jungen Francesco anwerben wollte. Trainer Carlos Bianchi wagte es 1997, Totti abschieben zu wollen und stellte dem AS-Präsidenten das Ultimatum: "Totti oder ich!" Wer die Koffer am Ende packen musste, ist klar: Bianchi.

So spielt Totti gefühlt seit Gründung der Stadt im Dress der Gelb-Roten, für die er so gut wie jeden erdenklichen Rekord hält - wie die 245 Tore in 575 Pflichtspielen oder seine 32 Derbyteilnahmen. Totti begann mit 13 Jahren bei der "Roma" und ist die letzte sogenannte "Bandiera" (Fahne) des italienischen Fußballs, weil er nie für einen anderen Verein spielte.

Auch deshalb geht der Status des Lokalmatadors in einer der hysterischsten Fußballstädte Italiens weit über den des Spielers hinaus. Seine Hochzeit mit Ilary Blasi am 19. Juni 2005 wurde zum Medienereignis. Der Sender SkyTg-24 berichtete damals live, interviewte den Bürgermeister von Rom und alte Schulfreunde Tottis. Totti ist, das sagen nicht wenige, eine lebende Römer Legende. Er gehört zur Ewigen Stadt wie das Kolosseum oder Circus Maximus.

Der AS-Rom-Star schrieb bereits zwei Witz-Bücher - über sich selbst

"Manchmal ist es erdrückend, doch ich stehe bei dieser Stadt in der Schuld", sagt Totti. In Roms Krankenhäusern besucht der 33-Jährige krebskranke Kinder, er unterstützt die römischen Tierheime, und sein Labrador Ariel rettete 2008 ein Mädchen in Seenot.

Lange hielt ihn Restitalien für einen ordinären, ignoranten Römer und delektierte sich in einem Pendant zu Ostfriesen-Kalauern an Gags über Totti. Dann gab er zwei Bücher "Alle Witze über Totti - von mir gesammelt" heraus, spendete die gesamten Einnahmen Unicef und verdiente sich ob der Selbstironie einigen Respekt.

Seinen Vertrag verlängerte er kürzlich bis 2014. "Ich konnte mich nie in einem anderen als dem gelb-roten Trikot vorstellen", sagte Totti einmal. "Ich bin bei der 'Roma' aufgewachsen, war immer Fan der 'Roma' und werde bei der 'Roma' sterben."

Bayern: Butt - Lahm, van Buyten, Badstuber, Contento5 - van Bommel, Schweinsteiger - Müller, Kroos, Olic - Klose.

Rom: Julio Sergio - Rosi, Nicolas Burdisso, Juan, Cassetti - Perrotta, Pizarro, De Rossi - Brighi - Totti, Borriello.

Schiedsrichter: Lannoy (Frankreich).