Der umstrittene DFB-Kapitän erlitt beim 2:2 von Bayer Leverkusen in Hannover eine Fraktur im Schienbeinkopf

Leverkusen. Eine neue langwierige Verletzung hat Michael Ballack geschockt und seinen Frust noch weiter gesteigert. Der Kampf um die Rückkehr zur Normalform und ins Fußball-Nationalteam ist jäh gestoppt. Mit einer "feinen Fraktur im Schienbeinkopf des linken Beines" - so die genaue Diagnose - fällt Ballack erneut sechs Wochen aus. Schon nach seiner Auswechslung beim 2:2 von Bayer Leverkusen in Hannover zeigte sich der 98-malige Nationalspieler frustriert wie noch nie. Ballacks Pech setzt sich nach einem Tritt des Hannoveraners Sergio Pinto nun fort.

"Die letzten Wochen waren natürlich nicht einfach für mich. Das hat mir einiges gezeigt, wie es läuft", sagte der 33 Jahre alte Profi in einem ZDF-Interview. Ballack, der sich zuletzt nicht öffentlich zu seiner Situation geäußert hatte, zeigte sich von den Diskussionen um seine Person und das Kapitänsamt enttäuscht und getroffen. "Mich wundert nichts mehr, bei dem was passiert ist", sagte der Profi, dessen Führungsrolle öffentlich angezweifelt worden war. "Im Fußball geht es manchmal komisch und schnell."

Allein die Rückendeckung von Bastian Schweinsteiger bewertete der DFB-Kapitän positiv. "Er kann sich anscheinend schon ein bisschen erinnern an meine Leistungsstärke vor meiner Verletzung", sagte Ballack über den Ex-Teamkollegen aus München.

Nun aber braucht Ballack zunächst wieder viel Geduld. Der Kampf nach einem Syndesmosebandriss und der dadurch verpassten Weltmeisterschaft in Südafrika wird für den Leverkusen-Rückkehrer zu einer immer schwierigeren Expedition. Zunächst folgt nun bei Bayer wieder eine langwierige Regenerationsphase, dann muss er erst neu seinen Rhythmus finden. "Es tut mir leid für Michael, dass er einen neuen gesundheitlichen Rückschlag hinnehmen muss", erklärte Bundestrainer Joachim Löw am Sonntag. Ballack fällt nun nicht nur definitiv für die nächsten beiden EM-Qualifikationsspiele der DFB-Elf im Oktober gegen die Türkei (8.) und in Kasachstan (12.) aus. Auch für das Freundschaftsspiel am 17. November in Schweden dürfte die Zeit kaum reichen. Erst im neuen Jahr wird er wohl wieder angreifen können. "Natürlich wünsche ich ihm schnelle und gute Besserung", sagte Löw, der Ballacks Rückkehr ins deutsche Team an "Topform" des Kapitäns geknüpft hatte.

Einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft schloss Ballack indes nach seiner frühen Auswechslung in Hannover aus. Er wolle kämpfen: "Das habe ich immer getan." Wie schwer die Rückkehr zur Normalität für Ballack in der Bundesliga ist, hatte sich in der halben Stunde seines Mitwirkens wieder gezeigt. Ein demonstrativer Rempler gegen Nobody Manuel Schmiedebach, eine Gelbe Karte nach taktischem Foul und ein wenig platzierter Freistoß: Viel mehr war von Ballack nicht zu sehen.

Auch für Bayer-Coach Jupp Heynckes ist Ballacks erneute Zwangspause ein herber Rückschlag. In der Bundesliga steht der Werksklub mit vier Punkten nach drei Spielen nur im Mittelfeld. Am Donnerstag startet Bayer mit einem Heimspiel gegen Rosenborg Trondheim in die Europa League. Ballacks internationale Erfahrung war fest eingeplant. "Michael hat sehr gut seine Position gehalten und Sicherheit ausgestrahlt", sagte der Trainer-Routinier nach dem 2:2 bei 96.

Weniger respektvoll als Heynckes äußerte sich Pinto über Ballack. "Das ist mir egal. Ich kann ja nicht zurückziehen, nur weil es Ballack ist", sagte der 96-Mittelfeldspieler über den Zusammenprall, der zur Verletzung des Nationalspieler geführt hatte. Pinto beklagte sich vielmehr über das Verhalten Ballacks:"Ich habe ihn nur einmal gehört, als er Gelb gefordert hat. Das kennt man von ihm ja noch von früher." Tatsächlich sah Emanuel Pogatetz in der angesprochenen Szene die Gelbe Karte - und später Gelb-Rot.