Nach Maradonas Rücktritt spielt Argentinien beim 4:1 gegen Weltmeister Spanien groß auf

Buenos Aires. Von Diego Maradona gab es auch Nachrichten. Sein Hund Bella ist gestorben. Mit solchen Neuigkeiten schafft es einer wie er - der beste Fußballer aller Zeiten, der verwirrteste Trainer des Jahres - noch immer in die Sportzeitungen. Doch je länger die argentinische Nationalelf am Dienstag in Buenos Aires gegen Weltmeister Spanien spielte, desto ferner schien die Zeit mit ihrem vor einem Monat zurückgetretenen Trainer Maradona. Argentiniens 4:1-Sieg im Testspiel über den Weltmeister war wie eine Geburtsanzeige: Es ist neues Leben in dieser Mannschaft nach Maradona.

Nach ihrem desillusionierenden Ausscheiden im WM-Viertelfinale von Südafrika starteten die südamerikanischen Fußballmächte Argentinien und Brasilien in diesen Tagen parallel in die Zukunft. Die nächste WM findet 2014 in Brasilien statt, bei allen sieben Weltmeisterschaften auf amerikanischem Boden siegte bislang eine südamerikanische Auswahl, daraus speisen sich die Erwartungen: Sowohl Brasilien als auch Argentinien haben den Triumph durch das "jogo bonito", das schöne Spiel, zum Ziel erklärt. Das 3:0 von Brasilien am Dienstag mit neuen Versprechungen wie David Luiz von Benfica Lissabon beeindruckte trotz eines 90-minütigen brasilianischen Monologs allerdings nur in Maßen. Es ging in einem Trainingsspiel gegen die Reserveelf des FC Barcelona. Argentinien dagegen ließ die herausragende Nationalelf dieser Zeit naiv aussehen.

Es war wie die Rückkehr in die Achtzigerjahre, als Deutschland oder England noch öfter für Freundschaftsspiele nach Südamerika reisten, alles irgendwie langsamer aussah, sogar die Fernsehbilder, und die Europäer, geplagt vom Jetlag und der südamerikanischen Gartenkunst, den Rasen lang zu lassen, sich regelmäßig blamierten. Der Weltmeister bot eine experimentelle Elf auf, mit Gerard Piqué als einziger Stammkraft in der Abwehr, und spätestens als Spaniens Torwart Pepe Reina bei einem Pass ausrutschte, auf den Hintern fiel und das 3:0 ermöglichte, war nicht mehr zu übersehen, dass für Spanien an diesem Tag schiefging, was schiefgehen kann. Den Wert von Argentiniens Sieg durch Tore von Gonzalo Higuaín, Lionel Messi, Carlos Tévez und Sergio Agüero mindert das nicht.

Es hat nur einen normalen Trainer wie Sergio Batista gebraucht, um dieser mit Klasse überbesetzten Elf eine vernünftige Basis zu geben. Argentinien hat zu viele überragende Offensivspieler, um mit ihnen glücklich zu werden, nur Maradona glaubte, trotzdem so viele wie möglich unterbringen zu müssen. So spielte Argentinien bei der WM mit einem einzigen klassischen Mittelfeldspieler und fünf offensiv orientierten Spielern. Eine Bindung zwischen den Mannschaftsteilen entstand nie.

Batista gab dem Team die Balance zurück in einem System mit drei echten Mittelfeldspielern und drei Stürmern. Messi muss nicht mehr in die eigene Spielhälfte eilen, um einen Pass zu erhalten. Diego Maradona blieb allein in der Trauer zurück. Nierenversagen, diagnostizierte der Tierarzt bei Bella. Maradonas Lebensgefährtin Verónica sagt: "Diego und ich gaben Bella alle Liebe, die wir hatten."