Köln. Die Rechnung ist einfach, wenn auch nicht ganz so einfach zu realisieren: Sollte Miroslav Klose in den verbleibenden acht Qualifikationsspielen und fünf Freundschaftsspielen bis zur EURO 2012 jeweils einmal treffen, hätte er schon vor Turnierbeginn eine magische, im deutschen Fußball als ewig eingestufte Bestmarke geknackt: die 68 Länderspieltore des legendären Bayern-Torjägers Gerd Müller.

Mit seinen Treffern 54 und 55 in seinem 103. Länderspiel beim souverän herausgespielten 6:1 gegen Aserbaidschan zog Klose mit dem einstigen DDR-Torschützen und zweitplatzierten Joachim Streich gleich. "Ich muss mich bei der Mannschaft bedanken", sagte der Münchner Profi artig, "zweimal lag der Ball vor meinen Füßen, ich musste ihn nur noch reinschießen." Ein typischer Klose-Satz. Während für viele Stürmer ihre Torquote und persönliche Statistik von enormer Bedeutung ist, wirkt der 32-Jährige glaubhaft, wenn er betont, dass ihm der Erfolg der Mannschaft viel wichtiger sei.

Deshalb auf nachlassenden Ehrgeiz zu schließen, wäre jedoch falsch. Während bisher die EM-Endrunde in (seiner Heimat) Polen und in der Ukraine als letzter Höhepunkt und Abschluss seiner internationalen Karriere angesehen wurde, spricht Klose jetzt sogar schon von der WM 2014 in Brasilien. "Ich glaube, dass ich noch einige Jahre auf hohem Niveau spielen kann", kündigte er kampfeslustig an. "Warum sollte ich nicht spielen, wenn ich in vier Jahren fit bin und meine Leistung stimmt?" Angenehmer Nebeneffekt: Mit seiner vierten WM-Teilnahme hätte Klose die Chance, Ronaldo als Rekordtorschützen zu überholen. Nur ein WM-Tor fehlt dem Deutschen noch zur Bestmarke des Brasilianers (15 Tore).

Wie ungewöhnlich und respektabel der Aufschwung Kloses ist, der sich auch bei den Bayern unter Louis van Gaal wieder einen Stammplatz erobern konnte, zeigt der Umstand, dass der "ewige Torjäger" gegen Aserbaidschan der einzige Nationalspieler auf dem Platz war, der älter als 30 Jahre ist.

Sollte sich Klose den Rekord Müllers tatsächlich schnappen können, ist jedoch fraglich, wie lange er diesen überhaupt genießen könnte, schließlich sitzt ihm der 25-jährige Lukas Podolski mit 41 Treffern in 81 Länderspielen schon im Nacken. Müller in Sachen Torquote zu überholen, bleibt beiden Angreifern allerdings ganz sicher verwehrt: Der Bayer brauchte nur 62 Spiele für seine 68 Tore.