Nach dem 0:1 gegen Weißrussland steht Frankreichs neuer Trainer Laurent Blanc unter starkem Druck

Paris. Die Grande Nation ist im Fußball nur noch ein kleines Licht. Zwölf Jahre nach dem WM-Titel endete der französische Neuanfang gleich wieder im Desaster. 0:1 gegen Weißrussland in Paris, einen Gegner, über den die Generation 1998 wohl nur gelächelt hätte. Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit geht um, das Duell in Bosnien am Dienstag ist fast schon ein Endspiel um die direkte EM-Qualifikation.

Laurent Blanc ist einer der Helden von damals. Nun stand der neue Nationaltrainer wie versteinert am Spielfeldrand des Stade de France und versuchte entsetzt, das Unerklärliche zu erklären. Er fand deutliche Worte. "Katastrophal, unbeholfen und naiv" habe sich seine Mannschaft präsentiert, es laufe momentan "einfach alles gegen Frankreich". Ein Nackenschlag war die Schlagzeile der angesehen Sporttageszeitung "L'Equipe". "Nein, es hat sich gar nichts geändert! Es mangelt an der nötigen Intelligenz!", lautete die Analyse. Die schlimmstmögliche Diagnose nach einer Skandal-WM, die aus französischer Sicht nicht schnell genug vergessen werden kann. "Katastrophe!", schrieb die Zeitung "Sud-Ouest".

Franck Ribéry verfolgte die nächste Blamage in München vor dem Fernseher. Kurioserweise durfte er sich dennoch als Gewinner fühlen, denn eines zeigte dieser Fehlstart in die EM-Qualifikation überdeutlich: Ohne die vom Verband intern gesperrten WM-Rebellen ist die Equipe Tricolore mitnichten stärker als vorher. Auf Ribéry, Patrice Evra (Manchester United), Nicolas Anelka (FC Chelsea) und Jeremy Toulalan (Olympique Lyon) kann Frankreich nicht dauerhaft verzichten.

Blanc wirkte beinahe verzweifelt. Harmlos war sein Team, mutlos, hoffnungslos. "Wir haben gute Spieler, aber keine großen Spieler. Wir haben einfach keine Spieler, die Tore schießen können, sondern sehr viele Spieler, die den Ball laufen lassen, aber 25 Meter vor dem Tor ist es vorbei. Da fehlen mir Leute, die den Unterschied ausmachen", sagte Blanc. Einen solchen hatte der deutsche Trainer der Weißrussen zur Verfügung - Sergej Kisljak (86.) ließ Bernd Stange jubeln und traf Frankreich ins Herz. Der ehemalige DDR-Auswahltrainer Stange sprach von einem "historischen Tag" für den weißrussischen Fußball. 2000 Menschen empfingen das Team in Minsk mit Brot und Salz. "Große Siege vergisst man niemals", sagte Stange.

Frankreich dagegen weiß kaum noch, wie sich Siege anfühlen. Die WM und das Debüt des Nationalhelden Blanc gegen Norwegen ohne die 23 WM-Fahrer waren danebengegangen. Besserung ist nicht in Sicht. Das Vorgehen, die Stinkstiefel auszusortieren und den landesweit verhassten Trainer Raymond Domenech vor die Tür zu setzen, ist gescheitert. In Bosnien fehlen auch noch die Stürmer Guillaume Hoarau, Louis Saha und Loic Remy, die alle Verletzungen erlitten. Der Dienstagabend könnte für Laurent Blanc wieder ein ungemütlicher werden.