31,1 Millionen Zuschauer - die WM bricht alle TV-Rekorde

Hamburg. Zu dem, was von dieser Fußballweltmeisterschaft bleiben wird, gehört auch eine Zahl: 31,1 Millionen. So viele Zuschauer verfolgten am Mittwochabend das Halbfinalspiel Deutschland gegen Spanien. Es ist die höchste Quote, die je für eine TV-Sendung in Deutschland gemessen wurde. Dabei sind die Fans, die das Spiel beim Public Viewing sahen - die Deutsche Presse-Agentur schätzt ihre Zahl auf 15 bis 20 Millionen - gar nicht berücksichtigt.

Fußballwelt- und Europameisterschaften sind für die Fernsehforschung ein Phänomen. Während die Quoten selbst populärster Sendungen ständig zurückgehen - im Februar sahen erstmals weniger als acht Millionen Zuschauer den einstigen Quotengaranten "Wetten, dass ...?" - sind WM- und EM-Spiele immer noch gut für Rekorde. In der Top Ten der größten Quotenerfolge aller Zeiten belegen Partien von Welt- und Europameisterschaften die Plätze eins bis acht. Erst auf Platz neun folgt die am 17. November 1985 vom ZDF ausgestrahlte siebte Folge der "Schwarzwaldklinik", die 27,97 Millionen Zuschauer sahen. Nicht berücksichtigt sind Sendungen, die vor 1975 liefen. Das derzeitige System der Quotenmessung gibt es erst seit 35 Jahren.

Warum die Quoten im Fernsehen - von Fußballgroßereignissen einmal abgesehen - beständig zurückgehen, ist kein Geheimnis. Seit Mitte der 80er-Jahre müssen sich die etablierten öffentlich-rechtlichen Sender das TV-Publikum mit den Privaten teilen. Deren Zahl hat sich seit der Digitalisierung auf ein paar Hundert Kanäle vervielfacht. Hinzu kommen Internet und mobile Medien, die das Interesse der Mediennutzer beanspruchen. Als großes elektronisches Lagerfeuer, vor dem sich die halbe Republik versammelt, um sich ein ganz bestimmtes Programm anzuschauen, hat das Fernsehen ausgedient. Die legendären Durbridge-Krimis, die Anfang der 60er-Jahre einen Marktanteil von bis zu 93 Prozent erzielt haben sollen, sind ein verblichener Mythos.

Warum WM- und EM-Spiele dennoch nach wie vor Quotenrekorde erzielen, ist kaum erforscht. Immerhin ist dieses Phänomen nicht nur in Deutschland zu beobachten: Die erfolgreichste italienische Fernsehsendung aller Zeiten war das WM-Endspiel 2006 zwischen Italien und Frankreich, das auf 24 Millionen Zuschauer kam. In den USA ist Fußball zwar nicht so populär wie bei uns. Doch auch dort dominiert ein Sportgroßereignis die Quotencharts: Es ist das Super-Bowl-Finale im American Football, das im Februar dieses Jahres 106,5 Millionen Zuschauer sahen.

Irgendwo scheint es bei den Menschen das Bedürfnis nach einem großen Gemeinschaftserlebnis zu geben. Und das bricht sich, zumindest in Deutschland, alle zwei Jahre bei Fußballwelt- und Europameisterschaften Bahn.